Augustinermuseum Freiburg i. Br., [ohne Signatur]
Die Kunst: Monatshefte für freie und angewandte Kunst
München, 17. Band.1908
Seite: 504c
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/die_kunst_17_1908/0603
DIE INTERNATIONALE KUNSTAUSSTELLUNG DER

MÜNCHNER SECESSION

Von Georg Jacob Wolf

TXie Somrnerausstellungen der Münchner
„Secession" haben längst ihren rauschenden
revolutionären Charakter verloren. Das
war anders vor etwa einem Jahrzehnt, in der
ktfmpfefrohen Jugendzeit des Secessionismusi
In der Zeit, da Slevogt seine „Danae" malte,
da Stuck sich noch nicht in vornehm archaisierender
Malerei gefiel, da Exter, Habermann,
Henerich, Langhammer mit der ganzen Wucht
ihres künstlerischen Temperaments losschlugen
! Ich weiß nicht, ob es zu bedauern ist,
daß Sturm und Drang der Secession hinter
uns liegen. Wer diese köstliche, begeisterte
Werdezeit miterleben durfte, der wird freilich

der mit einer gewissen zärtlichen
auf sie zurückblicken. Aber der
sich kommt doch wohl mehr aus
Reife, in die unsere Secession jetzt
ist. Die Führer der Secession
keine Suchenden mehr, keine Ex-

perimenteure, sie haben zumeist ihren eigentlichen
Stil gefunden, sie haben den rechten
Ausdruck entdeckt, uns ihr inneres Leben und
Erleben in der Formensprache der Kunst zu vermitteln
, sie sind ausgesprochene „Charakterköpfe
" geworden, Künstler, die ohne „Bluffs"
arbeiten, einzig und allein auf die Qualität ihrer
Arbeit bedacht. Dieser Ernst und diese Ruhe
und Reife der führenden Secessionisten überträgt
sich natürlich auf die Gesamtwirkung ihrer
Ausstellungen. Wenn man diesen nachsagt,
sie seien still, so ist damit nicht an die Stille
eines Friedhofs gedacht. Still und ernst ist
auch ein früchteschweres Aehrent'eld, ehe der
erste Sensenhieb erklingt . . .

Die heurige internationale Kunstaussteilung
der Münchner „Secession" ermangelt aller
„Sensationen", aller „Clous" und „Bluffs". Das
ist gut. Denn mit der wahren H&Jfcöf Ü&ÜGO •
all diese Dinge wenig genug zu 3\Wi^Q&Tgpftfl3H

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