Augustinermuseum Freiburg i. Br., [ohne Signatur]
Die Kunst: Monatshefte für freie und angewandte Kunst
München, 17. Band.1908
Seite: 506
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DIE INTERNATIONALE KUNSTAUSSTELLUNG DER MÜNCHNER SECESSION

LUDWIG HERTERICH

DEKORATIVER ENTWURF ZU EINEM PLAFOND

Sommerausstellung der Münchner Secession

kulieren zumeist auf menschliche Empfindungen
, die nicht immer rein ästhetisch sind.
Manche wollen in Rodins Torso eines Schreitenden
den „Clou" unserer Ausstellung sehen.
Dieser Anschauung bin ich nicht. Denn gerade
diese vorzügliche Arbeit des Franzosen
will nicht überraschen, sondern überzeugen.
Es ist eine der treuesten, ehrlichsten Arbeiten
Rodins. Ohne alle Geheimniskrämerei, ohne
Nebenabsichten, ohne symbolische Tiefsinnigkeiten
. Unter den plastischen Werken der Ausstellung
ist kaum eines, das damit konkurrieren
kann. Und dabei ist die Plastik in diesemjahre
besonders gut und besonders reich vertreten.
So hat man dem geschätzten Münchner Bildhauer
Cipri Adolf Bermann, einem fleißigen,
tüchtigen Porträtplastiker, einmal Gelegenheit
gegeben, uns ein stattliches Segment aus seinem
Werk zu zeigen. Seine Porträtbüsten nimmt
man als selbstverständlich hin, sie sind von
jener überzeugenden Tüchtigkeit, vor der die
Kritik verstummt. Dagegen kann man sich
mit seiner großen Marmorgruppe „Erwachen
zum Weibe" (Abb. S. 515) erst allmählich befreunden
. Man gewinnt vor dieser Gruppe zunächst
einenEindruck, wie ihn manche modernen
italienischen Grabplastiken erwecken. Erst gemach
lernt man die hauptsächlich in derTechnik
beruhenden Vorzüge der Bermannschen Arbeit
schätzen. Ein bisher weniger genannter Plastiker
ist Bernhard Hoetger, der in Westfalen
lebt. Seine beiden Bronzen sind von
tiefer Eindrucksfähigkeit. Der raffiniert schöne
weibliche Torso (Abb. S. 513) klingt ganz leise
an gewisse späte ägyptische Arbeiten an. Hoetger
verschmäht dieses Anknüpfen an historische
Traditionen scheinbar ebensowenig als der bewegliche
Münchner Fritz Behn, dessen Dianagruppe
in ihrer koketten Zierlichkeit sich jenem
Stile nähert, den man sehr bezeichnend den
„kurfürstlichen" genannthat. Dagegen ist Paul
Peterich, der jetzt in Florenz lebt und den
wir schon durch eine große Kollektivausstellung
in München (bei Heinemann) kennen lernten
, ein Eigener durch und durch. Ihn beseelt
ein Geist, der vielleichtam besten „germanisch"
genannt wird, auch seine „Medea" (Abb. S. 524)
in schwarzem Granit — technisch übrigens
eine vorzügliche Leistung — ist mehr nordisch
aufgefaßt, als man der Bezeichnung zufolge
erwartet. Ebensogut könnte man die gewaltige
Gruppe „Nordische Mutter" nennen. Man kann
sie in der Auffassung des Problems Weib und
Mutter mit manchen Arbeiten Fritz Erlers, des

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