Augustinermuseum Freiburg i. Br., [ohne Signatur]
Die Kunst: Monatshefte für freie und angewandte Kunst
München, 17. Band.1908
Seite: 507
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/die_kunst_17_1908/0607
DIE INTERNATIONALE KUNSTAUSSTELLUNG DER MÜNCHNER SECESSION

Malers, in Parallele bringen. Von ähnlicher
Originalität der Auffassung ist der große Kruzi-
fixusH ermann Längs (Abb. S.525). Daist nichts
von jener hergebrachten süßlichen Schmerz-
haftigkeit religiöser Plastik, da ist vielmehr
eine intensive Wucht, eine originelle Durchbildung
des Kopfes und des Körpers, die sich
an künstlerischem Wert und Gehalt am besten
an der gotischen Plastik messen lassen. Längs
bildnerisches Gestalten hat etwas Rauhes und
Hartes; das ist auch dem Münchner Bildhauer
Ulfert Janssen eigen, von dem besonders
einige sehr markante Porträtbüsten interessieren
(Abb. S. 526). Adolf Hildebrand zeigt
uns eine treffliche Bronzebüste des Professors
Floßmann, ein wenig ä la Zeus von Otricoli
stilisiert. Flossmann selbst hat die Büste des
alten Herrn Dasio gebracht, ein Werk, das an
spätrömische Porträtbüsten gemahnt. Im übrigen
vertreten Hermann Hahn, Perathoner
und Schwegerle die plastische Bildniskunst
in angemessener Weise, eine „Spezialität"
zeigt der Wiener Franz Barwig: Skulpturen
in schwarzpoliertem Birnbaumholz, allerlei
Tiergestalten in sehr wirkungsvoller Form
darstellend.

In der Malerei überwiegen die Arbeiten

der Münchner. Mehr als drei Viertel aller
ausgestellten Bilder kommen auf ihre Rechnung
. Fritz von Uhde hat drei Gemälde gebracht
, von denen sich das größte und ernstest
gemeinte, „Im Atelier" (Abb. S. 517), stofflich
an das 1900 gemalte Bild „Atelierpause"
anschließt. Es zeigt einen jugendlichen Modell
-Engel mit festgebundenen Flügeln für einen
Augenblick wieder ganz irdisch, wieder ganz
Kind geworden, losgelöst von seiner fingierten
mystischen Mission. Es läge nahe, an eine
leise Ironie zu denken, wenn nicht der künstlerische
Ernst der Arbeit solchen Gedanken
zurückwiese. Als reine Malerei sind mir die
beiden kleinen Stücke Uhdes „Herbstsonne"
und „Abendmusik" lieber, denn sie sind saftiger
und leuchtender gemalt, dem großen Bild
hängt doch eine unverkennbare Dürre und
Härte der Malerei an, die den Genuß ein
wenig beeinträchtigt. Hugo von Habermann
zeigt ein älteres Bild seiner Hand, es stammt
aus dem Jahre 1874, also aus einer Zeit, da
er sich noch nicht sehr weit von seinem Lehrer
Piloty entfernt hatte. Es ist ein Frauenkopf,
dunkel vor dunklem Hintergrund gemalt, mit
einem leisen Einschlag von Altmeisterlichkeit.
Man muß ein paar Säle weiter gehen und

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