Augustinermuseum Freiburg i. Br., [ohne Signatur]
Die Kunst: Monatshefte für freie und angewandte Kunst
München, 17. Band.1908
Seite: 511
(PDF, 165 MB)
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DIE INTERNATIONALE KUNSTAUSSTELLUNG DER MÜNCHNER SECESSION

zu maskieren, einmal sehen wir sie als „Torero"
in Grün und Gold, dann „Im Velasquezkostüm"
ä la Königin Marianne im Madrider Prado.
Das letztere Bild lehnt sich in der Komposition
stark an Velasquez an, seine Originalität
beruht nur im Kolorit. Das ist allerdings
von höchster Delikatesse. Wie z. B. der Vorhang
, der den Hintergrund des Bildes füllt,
von Rosa allmählich zu Violett übergeht, ist
geradezu vorzüglich gemalt. Ein größeres
Bild Stucks „Im Kampf ums Weib" (Abb.
S. 527) spricht für die glänzenden anatomischen
Kenntnisse und für die zeichnerische
Zuverlässigkeit des Künstlers, aber es zeugt
auch von einer gewissen inneren Unbeteiligtheit
. Stuck ist da nicht mit ganzer Seele
bei der Sache gewesen. Das dekorative Element
, das Stuck so sehr in seinen Bann zieht,
ist bei Ludwig Herterich zur Dominante
geworden, allerdings zu einer Dominante, die
durch die Zweckbestimmung der Herterich-
schen Gemälde hinreichend erklärt wird. Herterich
ist kein Dekorateur im alten Sinne,
der sich an die Spätrenaissance oder an Tiepolo
anschließt. Er ist modern, wie in der
Malerei, so in den Motiven. Wir sehen von
ihm zwei Entwürfe zu dem Deckengemälde
im Hauptrestaurant der Ausstellung „München
1908" (Abb. S. 506/7). Der Vorwurf ist
ein Künstlerfest im Grünen. Da tauchen an
einer langen Tafel markante Künstlerköpfe
auf: Rudolf Seitz, Seidl, Keller, Uhde, Habermann
, Stuck, Eugen Kirchner, Hayek, Herterich
selbst. Koloristisch ist das Gemälde
von schönstem Reiz, zumal der sonnenflirrende
Sommerhimmel ist ausgezeichnet gemalt
. Dekorativ im Sinne der „Scholle", von
der Art Eichlers und Weises, ist das große,
breit gemalte, sommerliche Damenbildnis (Abb.
gegenüber S. 505), das uns Oskar Graf zeigt,
dekorativ im Sinne der Japaner — und auch
in deren bewußter Flächigkeit — das interessante
Damenporträt des aufstrebenden Ernst
Kropp (Abb. S. 518). Groß heruntergestrichen
, bunt und eindrucksvoll sind die Arbeiten
von Groeber und Nissl (Abb. S. 505), die
in der Behandlung des Handwerklichen von
erstaunlicher Sicherheit sind. In Theodor
Hummel sehe ich einen Maler von gleich hervorragenden
technischen Qualitäten. Sowohl
im Porträt als im Stilleben ist er von überzeugender
Treue und malerischer Ehrlichkeit.
Auch Carl Piepho, dessen Dame in weißem
Kleid ausgezeichnet gemalt ist, gehört hierher.
Streben alle die Genannten ins Monumentale,
so ist Hans Borchardt, den man in weiteren
Kreisen noch lange nicht nach Gebühr zu
schätzen weiß, der Mann der intimen Wirkungen
. Seine kleinen, delikat gemalten Bildchen
(Abb. S. 521) zeugen von erlesener malerischer
Kultur. Die vornehme Schule Fritz
von Uhdes verleugnet sich nicht. Man hat
Borchardt einmal nachgerühmt, daß er etwas
vom Geiste der Engländer des 18. Jahrhunderts
in sich trage. Daran ist sicherlich etwas
Wahres. Er hat ihre vornehme, gehaltene
Ruhe. Das bestätigen so zärtliche Bilder wie
die Dame im Spitzenkleid oder das Paar im
Dämmerlicht oder die ganz von ferne an Con-
stable anklingende „Graue Stimmung". Ludwig
von Zumbusch und der ihm wesensverwandte
Rudolf Riemerschmid bringen
Akte (Abb. S. 514), aber beide sagen uns
nichts Neues; fast möchte es scheinen, daß
sie ein wenig in der Manier, die sie sich zurecht
gelegt haben, stecken bleiben. Auch
hier hoffe ich aber — wie bei Stuck —, daß
der frische Blutumlauf nur auf die Dauer
einiger Pulsschläge stockt und nicht endgültig
unterbunden ist.

IVAN THIELfi BILDNIS DES HERRN F. T.

Sommerausstelliing der Münchner Secession

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