Augustinermuseum Freiburg i. Br., [ohne Signatur]
Die Kunst: Monatshefte für freie und angewandte Kunst
München, 17. Band.1908
Seite: 520
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-b-4^> „PERSÖNLICH" <^-^

„Zum Teufel nein! Menschenskind, so paß
doch auf. Die große Internationale gibt den
Saal." Der Freund ist zornig aufgestanden
und geht zum Kritiker hinüber.

„Du solltest dir die Sachen von Herrn
Professor Niedermeier einmal ansehen. Sehr
gute Sachen, sage ich dir."

„Aber selbstverständlich. Haben Sie sie etwa
bei sich? Das heißt, ich meine natürlich die
Abbildungen?"

„Nein, Herr Doktor, hier nicht, aber zu
Hause."

„Schade, sehr schade. Ich werde nicht mehr
Zeit haben, Sie aufzusuchen. Uebermorgen
verreise ich. Aber Abbildungen sind doch
stets unzulänglich. Und die Originale kommen
ja her, nicht wahr?"

Der Professor nickt und zündet sich eine
neue Zigarette an. Der Herr Doktor denkt:
gehst du nun wohl bald? Er geht aber nicht.
Und so reden sie dann noch über allerhand,

über die Kunst so im allgemeinen, über die
Deutschen im Ausland und daheim, übers
Vaterland überhaupt, über das lenkbare Luftschiff
, über die Herkomer-Konkurrenz. Und
schließlich über die Kunst. Wie wenig gute
Kunst es doch gebe.

Schließlich sagt der Freund halblaut beiseite
: „Du solltest einmal über seine Sachen
eine Studie schreiben."

Der Kritiker sieht ihn erstaunt an. Ich, ei
warum denn grad ich? denkt er. Und die
ganze Störrigkeit und Kunstfeindlichkeit seines
kunstfördernden Berufes überkommt ihn jäh
mit einem Male. Das also ist des Pudels
Kern. Spät gemerkt hat er's ja, aber nun
merkt er's denn doch.

Der gute Freund sagt noch, halblaut entschuldigend
: „Weißt du, eigentlich sollte ich
es tun, aber ich kann so was nicht. Du machst
das viel besser."

„Meinst du wirklich?" Der Kritiker lächelt

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