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-5r^g> NEUE KUNSTLITERATUR VON AUSSTELLUNGEN <ö^-
Gabe sein. Es umfaßt eine Reihe der von dem
bekannten Kunstschriftsteller und Kritiker in
den letzten Jahren verfaßten und zum Teil
schon in bedeutenderen Kunstzeitschriften abgedruckten
Essays, Aufsätze und Betrachtungen
und bietet in der ganzen Art seiner Zusammenfassung
ein lebendiges und kurzweiliges
Bild von dem Werdegang neuerer Kunst
in der bayerischen Residenzstadt. Wir ersehen
aus den kritischen Berichten über allerhand
Kunstveranstaltungen der vergangenen Jahre,
wie reichlich die künstlerische Saat in München
allezeit bestellt war und wird und eine Anzahl
kurzer, vorzüglich geschriebener Monographien
über bedeutendere Künstlerpersönlichkeiten
zeigt uns dann die Ernte aus solcher Aussaat.
Manch einer der älteren Meister, dessen Name
erst in einer künftigen Geschichte Münchner
Kunst den verdienten Ehrenplatz erhalten wird
und muß, und dessen Lob man heute, wo so
manche Sensation noch den Blick trübt, einem
nur allzukleinen Kreis überläßt, erfährt hier
zum erstenmal eine eingehendere Würdigung,
und so wird Wolfs Schrift zu einem wertvollen
Dokument für spätere Zeiten. Wohltuend berührt
der Hauch von Liebe des Verfassers zu
den Objekten seiner Darstellung, der erwärmend
über dem ganzen Büchlein liegt und in
Verbindung mit der klaren Sachlichkeit die
Lektüre überaus anziehend macht. Das Buch
kann mit aufrichtigem Herzen jedermann empfohlen
werden. Dr. m. k. rohe
Hofmann, A. von. Die Grundlagen
be wußter Stilem p findung. Berlinund h
Stuttgart, Verlag von W. Spemann,
3 Bände ä 3 M.
»Eine allgemeine künstlerische Veredelung
unserer Umgebung durch Hebung des Stilbewußtseins
« ist die Aufgabe, die der Verfasser sich gestellt
hat. Sie ist in unserer Zeit, in der das Gute
und Wertvolle der künstlerischen Bestrebungen sich
namentlich im Kunstgewerbe immer mehr Geltung
verschafft, des Interesses sicher. Der erste Band
befaßt sich mit der Definiton des Stilbegriffes, mit
der »stilreinen Darstellung< und dem Verhältnis
des Menschen zum Stil. Die abstrakten Definitionen
fußen auf Sempers berühmtem Werk; eine historische
Darstellung ist nicht gewollt, vielmehr zieht
der Verfasser die modernsten Kulturerscheinungen
in den Kreis seiner Betrachtungen, wobei aber
auch Rückblicke im entwickelungsgeschichtlichen
Sinne geboten werden. — Der zweite Band behandelt
den Begriff des Malerischen; auch hier exemplifiziert
der Verfasser von seinen Definitionen auf
Natur und Kunst, auf die Erscheinungsformen des
Lebens in jeder Gestalt. Band 3 ist dem Wesen
des Künstlerischen gewidmet, Disposition und Zweck
des Buches sind die gleichen, wie in den beiden
andern. — Das Ganze stellt sich als ein stark subjektives
Bekenntnis eines vielseitigen Beobachters
dar, der »vieles bringt« und »manchem etwas bringen
« wird. Auf einzelnes kann hier nicht eingegangen
werden. Daß sein Buch zu starkem Widerspruch
reizt, bekennt von Hofmann selbst. — Er
sagt z. B. (Bd. 3, S. 74): »Der Aesthetiker ist aus
den Reihen der akademischen Lehrer verschwunden
«. Die Lehrtätigkeit und die Bücher August
Schmarsows in Leipzig wären als Gegenbeweis anzuführen
. Auch Heinrich Wölfflins »Prolegomena«
sind ästhetische Betrachtungen! Was ist denn
von Hofmanns Buch anderes, als popularisierte
Aesthetik? _n
ermann lang kruzifixus (detail)
Sommerausstellung der Münchner Secession
VON AUSSTELLUNGEN
AACHEN. Das städtische Suermondt-Museum er-
warb einen süddeutschen gotischen Flügelaltar
aus Almens (Graubünden). Bei dem in der ursprünglichen
Bemalung erhaltenen Stücke erscheinen im
Mittelschrein Freifiguren, auf den Flügeln und auf
der Predella figürliche Reliefs, während die Rückseite
und die Außenseite der Flügel bemalt sind.
Für die reicheHolzskulpturensammlung des Museums
bedeutet diese Erwerbung eine sehr wertvolle Ergänzung
, e. v.
"DERLIN — Die Kgl. National-Galerie hat einen
Zyklus von 8 Landschaften von Joh. Chr. Reinhart
(1761 — 1847) erworben, die der Künstler 1825
für ein Zimmer des Palazzo Massimi in Rom auf Leinwand
malte.
LJANNOVER. Die Herbstausstellung hannover-
A A scher Künstler 1908 wird in der Zeit vom 25. Okt.
bis 6. Dezember vom Ortsvereine der Allgemeinen
Deutschen Kunstgenossenschaft im Künstlerhause,
Sophienstraße, veranstaltet. Der Kunstverein, der
seine Ausstellungssäle zur Verfügung stellt, entsendet
drei Herren aus seinem Vorstande in die
Kommission. Es ist ein Ehrenausschuß gebildet,
an dessen Spitze wie im vorigen Jahre als Ehrenpräsident
der Stadtdirektor Tramm steht. Den Mittelpunkt
der Ausstellung, für die wieder ein illustrierter
Katalog herausgegeben werden soll, wird eine umfassende
Sammlung von künstlerischen Arbeiten des
verstorbenen Wilh. Busch bilden, der bekanntlich
ein hannoversches Landeskind gewesen und auch in
seinen Schöpfungen für die Eigenart des niedersächsischen
Volkscharakters typisch ist. pL.
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