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-^=sö> „PERSÖNLICH" <^=d-
worden sind oder nicht — solche Leute, solche
Tastorgane und Fühlhörner für den Publikus
hat es wohl stets gegeben, seit es eine Kunst
gibt. Und je differenzierter die Menschheit
sich in die tausend Schachte ihrer ungeheuren
Kulturarbeit verbohrt, desto nötiger ist ihr
der Jungbrunn künstlerischer Erquickung, desto
dankbarer wird sie den kritischen Herolden
seine Kunst Fühlung nehmen? Eine Aussprache
würde meinem Verständnis dienlich
sein?
Eine Aussprache — nun, ich leugne nicht,
sie kann recht aufschlußreich sein über das,
was der Künstler gewollt hat. Ueber das aber,
was er gekonnt hat, sagt sie mir nicht das
geringste. Das sagt mir lediglich mein eigenes
-<9 <m
CHRISTIAN LANDENBERGER ABEND AM AMMERSEE
Kunstausstellung Dresden 1908
sein, die ihr den Gang zu jenem Brunnen
ein wenig aufzuhellen trachten.
Hast du von diesen Allgemeinheiten genug?
Glaub's gern, denn es sind ja Selbstverständlichkeiten
, oft genug ausgesprochen. Und
immer wieder vergessen. Auch von dir, mein
Teurer.
Oder hast du mir heute etwa nicht einen
leibhaftigen Kunstprofessor ins Haus geschleppt
, vermeinend, ich solle mit ihm über
Kunstgefühl, wenn ich das Werk auf mich
wirken lasse.
Zugegeben, dies Gefühl wird immer nur
das ihm Angemessene, das ihm Wahlverwandte
erkennend schätzen. Es ist Sache des kritischen
Taktes, überall da, wo einem das
Wesen zuwider ist, und man doch eine Kraft
im Werke spürt, sein Urteil zu bescheiden.
„Sie sagen: es mutet mich nicht an und
meinen, sie hätten's abgetan" — der Satz be-
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