Augustinermuseum Freiburg i. Br., [ohne Signatur]
Die Kunst: Monatshefte für freie und angewandte Kunst
München, 17. Band.1908
Seite: 544
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-s-^> „PERSÖNLICH" <^*~

will halt leben. Uebrigens ist der Klecksel
ja garnicht so schlimm. Laß mal sehen.
Er hat früher bessere Sachen gemacht. Das
Neueste — so ganz schlecht ist es aber wirklich
nicht. Ich könnte ja sagen: eine Probe
seiner bewährten Kunst — oder: man freut
sich immer wieder, einem so gediegenen
Könner zu begegnen. Oder so. Wozu soll
ich mir die Zunge verbrennen? Und es ist
doch so peinlich, wenn man ihn dann trifft,
und er verachtet einen, weil man ihm zufällig
die Wahrheit gesagt oder ihn nicht ganz so dick
mit triefendem Lobe gesalbt hat, wie er's erwarten
zu können glaubte.

Trifft man dann nämlich einen solchen Bekannten
wieder, so setzt er eine Miene auf
wie eine beleidigte Majestät. Ein Glück, daß
er nicht die Macht hat, einen auf der Stelle
einsperren zu lassen. Man tröstet sich und
sagt: wieder einer. Man wird stumpf und
geht schließlich solchen Bekanntschaften aus
dem Wege. Oder aber man pflegt sie und
gibt sich selber auf dabei.

Du meinst: alle Künstler seien nicht doch

nicht so. Nein, der heutige Professor z. B.
nicht. Das ist ein ganz umgänglicher Mann,
braver Durchschnitt wie seine Kunst. Nun
habe ich durch die persönliche Bekanntschaft
gleichsam die Bestätigung meines recht gemäßigten
Urteils. Wenn ihm künftig wirklich
etwas Besseres gelingen sollte als bisher, so
werde ich dem Zweifel viel zugänglicher sein,
ob er das von sich aus, oder ob er's nur anempfunden
habe. Immer wird mir die Person
des Menschen im Wege sein, der mir durch
sein ganzes Wesen bestätigte: ich bin ein guter
Kerl und schlechter Musikant. Denn so ganz
und gar im Dunkel der Person befangen bleibt
der göttliche Funke nicht. Für den wenigstens
nicht, der sein Walten kennt und vielleicht
selber spürt.

Arrogant! sagst du. Lieber Freund, ich sehe
garnicht ein, warum wir geschlagenen Leute,
die wir beständig „an Gottes Sonne" herumliegen
und es eigentlich niemandem ganz recht
machen außer gelegentlich uns selber — warum
wir nicht auch einmal an unsere Männerbrust
schlagen sollen, daß es schallt? Strotzen die

EUGEN SPIRO

DAS SPIELZEUG

Kunstausstellung Dresden 1908

544


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