Augustinermuseum Freiburg i. Br., [ohne Signatur]
Die Kunst: Monatshefte für freie und angewandte Kunst
München, 17. Band.1908
Seite: 545
(PDF, 165 MB)
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OSKAR ZWIN TSCHER MELODIE

Kunstausstellung Dresden 1908

Künstler etwa nicht von Selbstgefühl? Sie
brauchen es auch, der stumpfen Welt gegenüber
, sagst du. Ja, aber brauchen sie denn
da allein die gesamte Einsicht in die Kunst
zu pachten? Ich versichere dich: nicht wenige
tun's. Sie seien es, die die Urteile schaffen
und abschaffen, ihren Geistesspuren folgen
die Kunstschreiber, folgt das Publikum, wenn
historische Kunsturteile revidiert werden. Man
sieht sich unwillkürlich als Mäuslein unter
dem Tische der Herren nach den Brosamen
schnappen, die etwa abfallen möchten. Man
ist so unbeschreiblich glücklich, ihre persönliche
Bekanntschaft zu genießen. Geh' mir
doch. Ich pfeife auf diese Bekanntschaft.

Eine Zugabe zum Schluß: die Freundschaft
zwischen Kritikern und Künstlern — das ist
eine andere Sache. Ich denke an Konrad
Fiedler und Marees, an Floerke und Böcklin.
Warum nicht? Wo von Mensch zu Menschen
hinüber die geistigen Fäden spielen, wo hüben
und drüben der Einsatz der Persönlichkeit

für eine gemeinsame große Sache besteht,
wo man sich als Gleicher zu Gleichen gesellt
und nicht als notwendiges Uebel nur so mit
in den Kauf genommen wird — das ist ein
ander Ding. Wir Aesthetiker wären ja rechte
verbohrte Stoffel, wenn wir uns aus banger
Furcht vor dem Verluste am kostbaren Eigenwesen
den Gewinn an Lebenswerten versagen
wollten, der aus dem Umgange mit jeder bedeutenden
Persönlichkeit erwächst. Wir wären
Angsthasen, wenn wir die Künstler, die
unser Fach versorgen, von solchem freundschaftlichen
Umgange ausschließen wollten.
Aber dann halten wir's mit ihnen in aller
Aufrichtigkeit nicht, weil sie Künstler und
vielleicht Meister sind, sondern obgleich sie
es sind. Mit persönlichen Bekanntschaften
aber soll man uns verschonen. Die Kunst
gewinnt nichts dabei. Wir aber verlieren fast
immer mehr, als wir gewinnen. Das laß dir
in aller Freundschaft für künftige Fälle gesagt
sein.

Die Kunst für Alle XXIII.

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