Augustinermuseum Freiburg i. Br., [ohne Signatur]
Die Kunst: Monatshefte für freie und angewandte Kunst
München, 17. Band.1908
Seite: 548
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VON AUSSTELLUNGEN UND SAMMLUNGEN

VON AUSSTELLUNGEN

UND SAMMLUNGEN

BERLIN. Im Kunstsalon Schulte, der übrigens
entgegen einer durch viele Tagesblätter gegangenen
Meldung nicht daran denkt, seine ausgezeichneten
Säle wieder mit seinen früheren, im jetzigen
Hotel Adlon belegenen Räumen zu vertauschen,
werden dem Beschauer zwei Kollektivausstellungen
geboten, wie sie gegensätzlicher und dabei lehrreicher
kaum gedacht werden können. Es ist der
Bund der »Achtundvierziger«, in München und die
Brüsseler Künstlervereinigung, die sich unter dem
Motto »Vie et lumiere<- zusammengeschlossen hat.
Bei den einen die warmen braunen Töne, der romantische
Naturalismus der Schule, die der deutschen
Kunst im 19. Jahrhundert ihre Marke am festesten
aufgeprägt hat, bei den anderen die radikalsten
Symptome der Revolution, die den Alten den Todesstoß
versetzt hat. Hier kann einem zur Genüge
klar werden, ein wie festes Band technischen Gleichmaßes
und künstlerischer Gleichgesinnung die Generation
zusammenhielt, der diese >Achtundvierziger
« angehören, und wenn sie auch nicht zu den
Ueberragenden, zu den Genies ihrer Zeit zählen,
so sind die Werke dieser Männer sicher geeignet,

johannes götz

Kunstausstellung Dresden 1908

ein liebevolles Interesse wachzurufen. Man ist eben
in der Kunst oft gezwungen, mit zweierlei Maß zu
messen, und gerade hier beweisen die wenigen, die
eine vom Strome der Zeit ihnen aufgezwungene
Entwicklung durchgemacht haben, wie wenig gut
sie daran taten. Die anderen, die ihrem einmal fest
normierten Ideal treu blieben, die offen erklärten,
mit den Anschauungen eines neuen, jungen Geschlechtes
nicht mitzukönnen, zeigen ein viel einheitlicheres
, festeres Charakterbild. Nur dem Genie
gelingt der Sprung über sich selbst hinaus. Um
die ganze Gruppe, der mehr als ein halbes hundert
Künstler angehören, zu kennzeichnen, genügt
es, einige wenige Namen herauszugreifen. G. von
Canal, A. Erdtelt, Grützner, H. Kaulbach,
Toby Rosenthal, R. Schleich, L. Willroider
sind vollgültige Repräsentanten ihrer Zeit und Schule.

Das Gegenspiel: Vie et lumiere. Ein eigentümlicher
Name als programmatisches Motto, denn beides
ist das Urpostulat jeglicher Malerei jeder Richtung,
nur durch die besondere Art der Stilisierung unterschieden
. Die Mitglieder dieser Gruppe sind nun
aber auch bei aller individuellen Eigenheit durch
einen gemeinsamen Grundzug verbunden, durch den
Willen zu einem konsequenten Impressionismus,
der sie in den denkbar größten Gegensatz stellt zu
jenen Achtundvierzigern, zumal alle überleitenden
Zwischenglieder fehlen. Bei jenen die
Absicht, der Form mit allen zu Gebote
stehenden Mitteln nachzugehen, bei diesen
das völlige Abstrahieren von der
Form an sich, und allein der Wille, einen
überzeugenden optischen Eindruck hervorzubringen
. Einige von ihnen schiessen
dabei weit über das Ziel hinaus, so
daß sie, wie z. B. Alois de Laet, überhaupt
zu keiner Bildwirkung, sondern
nur zu völlig zerfahrenen Farbkonglomeraten
kommen. Die meisten gefallen
sich in weichen, verschwommenen, oft
blassen und flauen Tönen, wie wenn sie
die Welt nur im dampfenden Frühnebel
beobachtet hätten, so Edm. Verstrae-
ten, R. de Saegher und Jenny Mon-
tigny; nur wenige kommen zu festeren
Gestaltungen, wie etwa der stark farbige,
mit kräftigen Kontrasten arbeitende
Paul Deman. Immerhin aber eine
beachtenswerte Künstlergruppe.

Ferner sind ausgestellt eine Reihe
ungemein plastisch wirkender Alpenlandschaften
von Carl Reiser, gute
tonige Aquarelle von Charles Paul
Gruppe (Katwyk), sowie ein kraftvolles
Bild von A. Egger-Lienz, zwei mähende
Bauern vor hartblauem Himmel darstellend
. Erwähnt seien endlich noch Landschaften
von Leistikow und Paul
Ehrenberg (München) und die sehr
feine Bronzefigur eines sitzenden Mädchens
von Ludwig Dasio.

Auch Keller & Reiner bringen eine
ganze Reihe von Landschaften zur Ausstellung
. Fr. Overbeck ist mit einer
großen Mooransicht vertreten, die allerdings
nicht auf der Höhe seiner sonstigen
Arbeiten steht, Hermann Widmer
mit mehreren annehmbaren Bildern aus
der Mark und Fritz Douzette mit einem
lebensvollen »Sonntag an der Havel
« sowie einer feinen silbrigen Mondstimmung
aus Holland. Besonders hinweisen
möchten wir auf zwei Bilder

susan na

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