http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/die_kunst_17_1908/0653
^4^> VON AUSSTELLUNGEN UND SAMMLUNGEN <^=^
fange des 19. Jahrhunderts legen, die ihre schönsten
Blüten am Rheine getrieben hat. Als eine Einführung
in die Kunstbestrebungen unserer Tage wird
diese retrospektive Abteilung der neuzeitlichen vorangehen
; in dieser sollen deutsche und, soweit es
zweckmäßig erscheint, auch ausländische Künstler
sich zum künstlerischen Wettstreite vereinigen. Neben
den Staffeleibildern, den Kartons für Wand-
und Glasmalerei sollen auch ausgeführte und künstlerisch
eingerichtete Innenräume die Absichten unserer
auf kirchlichem Gebiete tätigen Künstler erläutern
. Malerei, Plastik und Kunstgewerbe werden
mit ausgewählten Erzeugnissen wetteifern; eine besondere
Abteilung für künstlerische Grabdenkmäler
wird im Ehrenhofe eingerichtet werden. Die Architektur
soll in umfangreicher Weise durch Pläne
werden. Dieses Bild ist interessant genug, als daß
nicht das Verlangen bestünde, zu erfahren, wie der
Künstler im Laufe der Jahre, seit er den uns benachbarten
Aufenthalt innehat, sich weiter entwickelte.
Eine im Spätherbst v.J. im Salon Commeter veranstaltete
Ausstellung von Gemälden und Studien konnte
nach dieser Seite hin schon um deswillen wenig Auskunft
geben, weil es sich hier in den Hauptwerken
vielfach um bereits bekannte, mehr zurückdatierende
Arbeiten handelte. Einen beredteren Mund führt eine
an derselben Stelle, im Salon Commeter, zurzeit
veranstaltete größere Ausstellung von graphischen
Arbeiten, Steinzeichnungen und Radierungen. In
diesen, in der Zeit ihrer Herstellung bis in die
jüngste Vergangenheit reichenden Arbeiten, die im
Gegenstande alle Zweige des Darstellungskreises
ludwig dettmann
das gespräch
Kunstausstellung Dresden 1908
und Modelle in den oberen Galerien vertreten sein,
und ebenso soll hier die heutige Reproduktionskunst
in ausgiebiger Weise zu Worte kommen«. — Der
Ausstellung soll auch eine Abteilung für Reproduktionen
angegliedert werden; vom kleinsten Heiligenbildchen
bis zum Wandschmuck für die christliche
Familie soll eine Auswahl des Besten zur Ausstellung
gebracht werden, was der Kunstmarkt zu bieten
hat.
LJAMBURG. Seltener als man erwartet, nachdem
A A er sich in dem Hamburg nahe gelegenen hannoverschen
Flecken Hitfeld häuslich niedergelassen,
tritt Graf Leop. Kalckreuth mit Arbeiten an die
Oeffentlichkeit. Sein Bild als Maler ist nach wie vor
durch die Porträts und Hafenbilder bestimmt, die
in der Hamburger Kunsthalle hängen und die an
Zahl nur noch von Arbeiten Liebermanns übertroffen
wiederholen, in dem der Künstler sich auch als
Maler bewegt, bestätigen die durch die Gemälde gewonnenen
Wahrnehmungen: daß Graf Kalckreuth
ein ganz eminenter Zeichner ist, der als solcher
geistreich auch dort bleibt, wo der leicht zur Härte
hinneigende, von Eintönigkeit nicht ganz freie Kolo-
rist dem Beschauer die Gefolgschaft erschwert.
Hier unterstützt der Maler das Werk des Zeichners
durch Auflockerung der Linie und durch tonige Weiche
des Vortrags, so daß den schönen linearen sich auch
farbig anmutende malerische Wirkungen gesellen.
Dies gilt nicht allein von den landschaftlichen und
architektonischen Kaltnadelarbeiten, auch in den
lebendig bewegten, figürlichen Genrebildern, für die
Feldarbeiter und Frauen am Familientische gerne aufgesuchte
Vorwände abgeben, begegnen wir dieser
erfreulichen Erscheinung. Bei diesen Genres zieht
der Künstler zur Unterstützung der koloristischen
551
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/die_kunst_17_1908/0653