Augustinermuseum Freiburg i. Br., [ohne Signatur]
Die Kunst: Monatshefte für freie und angewandte Kunst
München, 17. Band.1908
Seite: 553
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KARL ALBERT VON BAUR f TERRAIN AM TAUBENSEE, RAMSAU (FEDERZEICHNUNG)

Münchner Jahresausstellung 1908

DIE MÜNCHNER JAHRESAUSSTELLUNG 1908 IMGLASPALAST

Von Georg Jacob Wolf

'Vweieinhalbtausend Kunstwerke zählt der
Katalog der Glaspalast-Ausstellung auf.
Welche Fülle von Arbeit und Energie, von
Phantasie und Gestaltungskraft war notwendig,
um all diese Bilder, Plastiken und graphischen
Werke erstehen zu lassen, wie mancher mag
in heißem Bemühen mit seinem Stoff gerungen
haben, durchglüht von heiligem Feuer,
wieviel Praxis und Erfahrung stellte sich hier
in den Dienst — und doch : bedeutet die Ausstellung
in ihrer Gesamtheit eine Bereicherung
unserer Kunstwerte oder gar unserer
Lebenswerte? Ich wage es nicht, ja zu sagen.
Das Gute, das zweifellos vorhanden ist, versteckt
sich unter dem Wüste des Mittelguts,
und man hat wieder einmal den Eindruck einer
großen Sandwüste, aus der nur wenige freundliche
Oasen lachen. Woran liegt es denn, daß der
Glaspalast, das will sagen: die konservative
Münchner Künstlerschaft und ihre konservativen
Gäste ausganz Deutschland (an einige kleine
Sondergruppen wie „Scholle" und „Bayern" ist
hier nicht gedacht), immer wieder den Eindruck

des Langweiligen erweckt? An sich sind ja
zahlreiche Leistungen nicht schlecht, technisch
ist manches ausgezeichnet — aber die ganze
Richtung, der Gesamtmarsch, warum macht
er so wenig Freude? Der Grund ist sehr einleuchtend
: der konservativen Künstlerschaft
fehlt die notwendige Verjüngung, der jugendfrische
Nachwuchs. Er muß ihr fehlen, denn
die jungen Leute, die von modern empfindenden
akademischen Lehrern unterrichtet werden
, bringen andere Kunstideale mit als die
Alten, die an ihren verwässerten Kunstprinzipien
aus Kaulbachs und Pilotys Zeiten leider
allzusehr festhalten, die unbelehrbar sind und
sich dem gesunden Strom zeitgenössischer
Kunstbewegung aus irgend welchen, oft allzu
persönlichen Aengsten entgegenstemmen.

Aus diesen Gründen bietet ein Rundgang
durch den Glaspalast dem kritischen Kunstfreund
nicht nur reine Freuden. Immerhin
aber bleibt zu bedenken, daß hier doch auch
viele echte Kunst am Werke ist, und daß in
einzelnen Sälen, wie bei der „Scholle" und

Die Kunst für Alle XXIII. 74. 15. September 1908

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