Augustinermuseum Freiburg i. Br., [ohne Signatur]
Die Kunst: Monatshefte für freie und angewandte Kunst
München, 17. Band.1908
Seite: 554
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-b-^> DIE MÜNCHNER JAHRESAUSSTELLUNG IM GLASPALAST <a^p~

den „Bayern", bei den Aquarellisten und dem
„Bund zeichnender Künstler", ein gesunder,
frischer Geist weht. Doch rindet man auch bei
der Künstlergenossenschaft manches Schöne,
das freilich kaum jemals in die Zukunft weist,
sondern von hoher Warte aus sehnsüchtig
zurückblickt in die Länder der Vergangenheit.

In diesem Sinne sind die drei Gedächtnisausstellungen
aufzufassen, welche die Künstlergenossenschaft
dreien ihrer jüngst verstorbenen
Mitglieder geweiht hat. Besonders eindrucksvoll
ist die Kollektion Hugo Kotschenreiters
, die diesen stillen Künstler, der vier-
undfünfzigjährig am 29. März 1908 starb, wohl
den meisten der jüngeren Kunstfreunde in
überraschend neuem Lichte zeigt. Wir kannten
Kotschenreiter als tüchtigen Maler bäuerlicher
Genrestücke, wir konnten ihn in eine
gewisse Parallele zu Defregger und den Sittenbildmalern
der Piloty-Schule bringen und ihm
allenfalls noch das Prädikat eines interessanten
Koloristen geben. Nicht mehr. Und nun
wird uns diese Ueberraschung! Als Achtzehnjähriger
streicht dieser Künstler Charakterköpfe
herunter von einer Delikatesse des
Kolorits, von einer zwingenden Kraft innerer
Belebung, daß wir ganz starr sind vor Staunen
. Und sein Leben lang malt er Interieurstudien
, Räume aus Polling, Seefeld, Miesbach
und anderen lieben bayerischen Nestern,
die von einer ebenso großen Schärfe des Auges
als von raffiniertester Kultur der Palette künden
. Diese Interieurs, welche mir weit wertvoller
erscheinen als die Genrestücke, hat uns
Kotschenreiter nie gezeigt, sie blieben sein eigener
, unangetasteterBesitz, für die Ausstellungen
und den Kunstmarkt malte er die leichter wiegenden
, gut verkäuflichen Tirolereien. . . .
Die andere Gedächtnisausstellung gilt Karl
Albert von Baur, der mehrere Jahre lang
Präsident der Münchner Künstlergenossenschaft
war. Baur war ein starkes landschaftliches
Talent, das nicht nur für die äußere
Erscheinung, sondern auch für die innere
Struktur der Naturerscheinungen ein waches
Auge und ein feinorganisiertes Gefühl besaß
(Abb. S. 553). Mit besonderer Meisterschaft
erschloß er auf seinen Bildern und Zeichnun-

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