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-s-4^> DIE MÜNCHNER JAHRESAUSSTELLUNG IM GLASPALAST <^=^
gen die etwas melancholischen Reize des Altmühltals
, doch wußte er auch das Hochgebirge
in sehr delikater Art darzustellen, weit entfernt
von der hohlen theatralisch-romantischen
Pose, die dem ästhetisch Feinempfindenden
gerade die landschaftliche Hochgebirgsmalerei
so sehr verhaßt machte. Anton Mangold
ist der dritte im Bunde der Toten. Er ist „am
Weg gestorben", er hatte noch nicht die Höhe
erreicht, aber sie war ihm sicher. Er hätte
sich ja wohl noch von einigen Einwirkungen,
die von außen kamen, frei machen müssen,
aber er hätte es gekonnt, er hätte die volle
eigene Art sicherlich gefunden; dafür sind
seine Damenporträts Beweis genug. —
Die Lebenden eilen dahin auf ihrer gewohnten
Bahn. Vielleicht werden auch sie
erst in all ihrem Wirken und Kämpfen ganz
erkannt, wenn einmal nach ihrem Tode ihr
Werk in seiner ganzen Ausdehnung vor die
Ueberlebenden hintritt, wenn diesen die feineren
Fäden der künstlerischen Entwicklung
des einzelnen offenbar werden. Vielleicht
gingen wir heute an den etwas müden Alterswerken
Defreggers und Mathias Schmids
interesselos vorbei, wenn wir nicht den Entwicklungsgang
dieser Meister kennen würden:
was haben sie uns aber heute noch viel zu sagen
? Ich bewundere es, wenn ein Meister den
Pinsel aus der Hand legt und sagt: Es ist genug;
ich kann mich selbst nicht mehr übertreffen.
Ich bewundere das mehr, als wenn der hochbetagte
Tizian sich vom Totenlager nochmals
erhebt und vor die Staffelei wankt, um noch
zu malen, zu malen bis zum letzten Atemzug
. Aber wer weiß im rechten Augenblick
zu enden? Unsere Alten malen weiter . . .
Manche freilich bleiben dabei frisch und
wissen die bildmäßige Wirkung ihrer Arbeiten
noch zu steigern. So einer ist Joseph Wopf-
ner, der delikate Chiemseemaler. Manche
wieder überraschen durch plötzlich auftauchende
, aber vielleicht ebenso schnell verschwindende
Leistungen, die auf ungewöhnlicher
Höhe stehen, Meteore, die durch einen
verdämmernden Himmel sausen. So hat Georg
Papperitz, den ich wegen seiner schwärmerischen
Süßlichkeit bisher eigentlich nie recht
PAUL W. EHRHARDT
SALOME-STILLEBEN
Münchner Jahresausstellung 1908
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