http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/die_kunst_17_1908/0659
^=^> DIE MÜNCHNER JAHRESAUSSTELLUNG IM GLASPALAST <ö=^
edmund klotz madonna
Münchner Jahressausstellung 1908
leiden konnte, diesmal zwei koloristisch und
raumkompositionell ganz vorzügliche, nur im
Vortrag etwas zu glatte Damenbildnisse gebracht
(Abb. S. 575) und Gabriel von Max'
Madonna entzückt durch eine zärtliche Anmut
, die an Murillo gemahnt. Walter Firle
schlägt in seinen Bildnissen einen kräftigen
Ton an. Grützner und Simm, die Feinmaler
, entfalten alle ihre künstlerische Liebenswürdigkeit
in ihren malerischen Leckerbissen
, Wirnhier, Paede und vor allem der
koloristisch sehr geschmackvolle Paul Ehrhardt
geben gute Figurenbilder (Abb.nebenan).
Zu den jüngeren Kräften der Künstlergenossenschaft
gehört Moritz Baurnfeind, in
dessen märchenfrohen, technisch sehr interessanten
Figurenbildern etwas von dem leichten
, schwebenden Märchengeist seines Großvaters
Schwind lebendig ist (Abb. S.569). Auch
Matthäus Schiestl hat sich zur Genossenschaft
geschlagen und zeigt da seine altmeisterlichen
Malereien, die mich immer
wieder an gotische Glasmalereien gemahnen.
Ebenso fanden der seltsame Gino Parin und
der nervöse Luminist Palmie, der den Münchner
Marienplatz nun wohl schon bald in allen
denkbaren Stimmungen gemalt hat, Gastfreundschaft
bei der Genossenschaft, zu der sich
auch der unstete Julius Exter mit einem
großen, ganz von Ferne an die Probleme des
Hans von Mareses anklingenden Figurenbild
gesellte (Abb. S. 566). Die Landschaft vertreten
mit bekannter Tüchtigkeit die beiden
Willroider, von denen der jüngere, Ludwig
Willroider, den Anschluß an die moderne
Landschaftsauffassung fand (Abb. S. 554). Der
ältere, Joseph Willroider, malt weiter in
der schlichten, intimen Art der Lierschule.
Wenglein, Strützel, Thiem, Raudner, Fink,
Roth, Petersen (Abb. S. 568) und Bachmann
zeigen ihre oft bewährte landschaftliche
Kunst. So sehr sich alle diese von der Landschaftsauffassung
der fortschrittlichenSezessio-
nisten scheiden und sich z. B. einem Pietzsch
gegenüber absondern, so vielfältig nuanciert ist
doch diese ältere Landschaftskunst in ihrer Na-
557
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/die_kunst_17_1908/0659