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-b-4^> VAN GOGHS BRIEFE <^-s-
selbst: aus dem weißen Brett muß etwas
werden." Er beschreibt ein Bild: „. . . . Ich
will ganz einfach mein Schlafzimmer malen.
Diesmal soll die Farbe alles machen, durch
ihre Vereinfachung den Dingen einen größeren
Stil geben und dem Beschauer die absolute
Ruhe und den Schlaf suggerieren wollen. Die
Wände sind blaßviolett, der Fußboden hat rote
Kacheln, das Holz des Bettes und der Stühle
ist buttergelb, Betten und Kopfkissen hellgelbgrün
, die Decke scharlachrot, das Fenster
grün, der Waschtisch orange, das Waschbecken
blau, die Türen lila. Der Rahmen muß —
da sonst kein Weiß im Bilde ist — weiß sein.
Schatten und Schlagschatten sind unterdrückt,
die Farbe ist in stumpfen und ausgesprochenen
Tönen gegeben wie buntgefärbter Krepp."
Man kennt dieses Bild, Cassirer stellte es
im vorigen Jahr aus; eine prachtvoll großzügige
Leistung!
Wie wundervoll sieht van Gogh die Landschaft
! Es heißt da an einer Stelle von
der Provence: „Das Wasser steht in der
Landschaft als Fleck von schönstem Smaragd
oder weichem Blau . . ." man hat die
ganze Schönheit, die Heiterkeit des Südens
vor Augen.
Oder, wenn er gegen die Lehre, daß Schwarz
nicht gemalt werden darf, polemisiert: „Wenn
ich in einem grünen Park mit rosigen Wegen
einen Herrn sehe, ganz schwarz angezogen,
der den „Intransigeant" liest, über ihm der
Himmel in reinstem Kobalt, warum in aller
Welt sollte ich nicht diesen Herrn in einfachem
Schwarz und den „Intransigeant" in einfachem
, rohen Weiß malen? Der Japaner
abstrahiert von den Reflexen und setzt flache
Töne einen neben den andern." Und noch
einmal von den Japanern an anderer Stelle:
„Sie drücken fabelhaft schön den matten
blassen Teint eines jungen Mädchens und den
pikanten Kontrast des schwarzen Haares aus
durch vier Federstriche auf weißem Papier."
Eine andere Stelle. Es handelt sich um
eine Waldstimmung. Van Gogh möchte Herbstabendstimmung
herausbekommen.
„Es frappiert mich, wie kräftig die Stämme
in dem Boden wurzeln; ich fing sie mit dem
Pinsel an, und es gelang mir nicht, das Charakteristische
des Bodens, der schon mit
HANS HERRMANN
HAFEN VON VOLENDAM
Münchner Jahresausstellung 1908
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