Augustinermuseum Freiburg i. Br., [ohne Signatur]
Die Kunst: Monatshefte für freie und angewandte Kunst
München, 18. Band.1908
Seite: 11
(PDF, 145 MB)
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Varia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Public Domain Mark 1.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/die_kunst_18_1908/0027
KACHELN VOM KAMIN DER HALLE «««

NACH ENTWÜRFEN VON HANS BEATUS WIELAND
AUSGEFÜHRT VON A. BIGOT & CIE., PARIS

hervorgegangen. Den Baumeister, der eigentlich
als Laie hier zum erstenmal an eine bauliche
Aufgabe herantrat, hat bei der sachlichen
Ausarbeitung in hervorragender Weise der
Architekt Joseph Hötzel unterstützt. Wenn
man weiß, wie innig Technik und Kunst gerade
in der Architektur zusammengehören, wird man
sein Verdienst nicht gering anschlagen.

Nach dem Wunsche des Bauherrn sollte
das Haus durchaus bürgerliche Art zeigen,
und es sollte neben seiner Bestimmung als
Familienwohnung auch die Möglichkeit zu
reicher Geselligkeit und Gastlichkeit bieten.
Zu ebener Erde liegen die wenigen, außerordentlich
großen Wohnräume, im ersten
Stockwerk die Schlaf- und Kinderzimmer und
im Dachgeschoß außer einer kleinen, für sich
abgeschlossenen Wohnung die Gastzimmer.
Die Wirtschafts- und Diensträume sind in
einem besonderen Anbau untergebracht, der
mit dem Hauptbau in bequemer Betriebsverbindung
steht und auch äußerlich seine
Sonderbestimmung zeigt. Die Mehrzahl der
Räume ist nach der Gartenseite, und zwar
nach Westen gerichtet, und diese Anordnung
ist zum mindesten für die Schlafzimmer nicht
günstig; aber für die Blickseite des hochgelegenen
Hauses war der Westen die gegebene
Richtung, weil man in ihr auf die zu
Füßen liegende Stadt mit dem Bergzuge des
Taunus dahinter eine wundervolle Ausschau
hatte, und so mußte man auch die Schlafzimmer
dorthin richten, wollte man dem
Grundriß des ersten Stockwerks nicht Gewalt
antun. Die günstige Südseite blieb somit fast
ungenutzt, während sich an der Nordseite das
Dienstgebäude vorlagert. Die ganze Anlage
des Hauses baut sich auf das wichtigste, das
Erdgeschoß auf, dessen Grundriß wieder
durchaus aus dem Bedürfnis gewachsen ist,
indem er mit der praktischen Benutzbarkeit

eine ruhige und strenge Schönheit verbindet.

Durch die Haupteingangstür tritt man in
einen kleinen Eingangsraum, an dem rechts
und links die Ablegeräume für Damen und
Herren liegen; weiter in einen streng gehaltenen
, runden Vorplatz, von dem man unmittelbar
in die große Halle gelangt. An
diese Halle, als den wichtigsten Raum des
Hauses, in dem das gesamte Leben zusammenfließt
, sind drei andere große Räume angegliedert
; nach der einen Seite, durch eine
Schiebetür im Mauerbogen verbunden, das
Damenzimmer, nach Osten zu das Eßzimmer
und nach Westen, durch einen kleinen Vorraum
ein wenig mehr abgetrennt, das Herrenzimmer
. Mit sehr feinem Gefühl ist für Bewegung
in den Decken- und Fußbodenhöhen
gesorgt. Das Eßzimmer liegt um einige Stufen
tiefer als die Halle und wirkt darum für sich
sehr hoch, während dem Damenzimmer eine
kleine erhöhte Arbeitsecke mit niedrig wirkender
Decke angegliedert ist. Die Decke des
Damenzimmers selbst wirkt wesentlich anders,
wie die Balkendecke der Halle, weil bei ihm
ein länglich rundes Kuppelgewölbe auf verhältnismäßig
niedrige Wände aufgesetzt ist;
das Eßzimmer hat ein großes, durchgehendes
Tonnengewölbe und das Herrenzimmer eine
aus Lang- und Quergewölben zusammengefügte
Decke.

Von der Halle aus führt eine sehr geschickt
angelegte und kräftig geformte Treppe, auf
deren halber Höhe das niedrige Frühstückszimmer
nach Osten zu eingebaut ist, in das
Obergeschoß hinauf und mündet in einen
breiten Gang, von dem aus sämtliche Zimmer
zugänglich sind. Die Schlaf- und Kinderräume
sind hier zu Gruppen vereinigt, so daß
der Betrieb überaus bequem und ohne gegenseitige
Störung möglich ist. Die Aufteilung
der Westzimmer
hat vielleicht etwas
Gezwungenes dadurch
erfahren, daß
der Raum über der
Halle mit der schönen
gewölbten Aussen
wand geteilt und
so um seine beste
Wirkung gekommen
ist; aber diese
Maßnahme hängt
mit besonderen
Wünschen der Besitzer
zusammen
und ist nicht dem
Baumeister anzurechnen
. Im Dach-

11

2*


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/die_kunst_18_1908/0027