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HANS BEATUS WIELAND - MÜNCHEN
ENTWURF ZU DER DURCHBROCHENEN
BRETTERWAND ÜBER DEM KAMIN
DER HALLE (vgl. Seite 13) « « «
viereckiger Raum mit einer mächtigen Lichtquelle
, wirkt durch seine vornehme Ruhe;
nur in dem nischenartigen Ausbau der inneren
Anrichte wird die eine Wand unterbrochen,
diese selbst aber dadurch für den Betrieb geschickt
abgesondert. Die weiße Decke wölbt
sich hier über dunkler Täfelung, von der in
anmutigen, leichten Formen dunkelviolett beschleierte
Beleuchtungskörper herabhängen.
Das Herrenzimmer, dessen einziger Eingang
von einem ausgesparten kleinen Vorplatz zugänglich
ist, hat ebenfalls einen strengen und
ruhigen Grundriß. Rings an den Wänden sind
niedrige, ganz geschlossene Schränke angebracht
, die zur Aufnahme der Bücher dienen.
Durch diese Anordnung wird das streng Sachliche
und Geordnete des Raumes wohl noch
mehr betont, er entbehrt aber für mein Gefühl
dadurch des lebensvollen, warmen Eindrucks,
den ein Arbeitsraum gerade durch das Sichtbarmachen
der Arbeits-Gegenstände haben kann.
Bei den Schlafzimmern ist überall besonderer
Wert darauf gelegt, dem Staub möglichst geringe
Flächen zu bieten; die Schränke sind
deshalb größtenteils ganz in die Wände eingebaut
. Vornehm und sachlich streng ist
besonders die Einrichtung des Herren-Schlafzimmers
, das nach Wielands Entwurf in dunklem
Mahagoni mit glatten Messinggriffen ausgeführt
ist. Ebenso zeigen die Bäder und
Ankleideräume, wie die Wasch- und Kleiderablage
-Räume an der Eintrittshalle ein durchaus
sachliches Gepräge. Nach dem englischen
Vorbilde handelte man hierbei meines Erachtens
aus dem sehr richtigen Gefühl heraus,
daß gerade für den Raum der körperlichen
Pflege Schmuck oder gar Prunk am allerwenigsten
passen. Auch die Gastzimmer sind
in der Einrichtung überaus sachlich und hell
gehalten und haben alle Bequemlichkeiten,
ohne mit irgendwelchem Unnötigen beladen
zu sein; die Dachschrägen sind geschickt für
geräumige Wandschränke benutzt. Aehnlich
sind die außerordentlich freundlichen Dienstbotenzimmer
angeordnet und eingerichtet.
Bei der Ausstattung der Räume mit Möbeln
hat vielfach Adalbert Niemeyer in seiner
tüchtigen Art mitgewirkt. Hier und da sind
alte Stücke verwendet, die ausgezeichnet in
die neuen Formen passen, und man hatsichauch
nicht gescheut, einzelne Gegenstände bewährten
alten Mustern nachbilden zu lassen oder
im Sinne vorhandener alter Sachen eine Einrichtung
zu ergänzen. Als bewegliche Tischlampen
sind in den unteren Räumen chinesische
und japanische alte Vasen mit Geschmack
und Geschick verwendet. Ebenso glücklich
sind überall die Wandbekleidungs- und Bodenbelag
-Stoffe gewählt, soweit sie nicht nach
Wielands Entwürfen hergestellt sind, und
besonderer Wert ist vom Baumeister darauf
gelegt worden, daß bei allen handwerklichen
Arbeiten die Spur der Hand deutlich zu Tage
tritt. Schließlich seien die ausgezeichneten
englischen Glasfliesen erwähnt, die hauptsächlich
in den Bädern als Wandbelag verwendet
neben ihren sachlichen Vorzügen farbig
von einer prächtigen Wirkung sind.
Aeußerlich gibt sich das Haus Henkell
durchaus schlicht als Gehäuse der Wohnräume
, die es umschließt. Es will gar nicht
Architektur sein und hat doch mit seinen
einfachen Sachformen und den ruhigen Linien
der Satteldächer einen großen Zug. Farbig steht
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