Augustinermuseum Freiburg i. Br., [ohne Signatur]
Die Kunst: Monatshefte für freie und angewandte Kunst
München, 18. Band.1908
Seite: 40
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ERNST RIEGEL-DARMSTADT IN SILBER GETRIEBENE BOWLE

PREIS FÜR DIE H ER KOMER-KONKUR RENZ 1907

ihm wesensgemäß ist. So wird ein Gegenstand
herauskommen, gegen den nichts zu
sagen ist, und dessen Prägung, da er nach
denselben Grundsätzen gefertigt ist, die Berührungspunkte
mit der modernen Kunst der
höheren Kreise von selbst aufweist, was für
die Aufnahme in weiteren Volksschichten
immer maßgebend bleibt. Es wird keine
Trennung bestehen zwischen den Ständen,
da die Grundsätze die gleichen sein können.

Und so, denke ich, kann man mit den einfachsten
Dingen anfangen und nach und nach
den Kreis erweitern, so daß sich eine Zentrale
bildet, von der jedermann weiß, daß er dort
künstlerisch einfache, zweckvolle und gute
Dinge billig kauft. Von da aus könnten Zweigstellen
gegründet werden, und schließlich wäre
eine Erweiterung möglich, die immer mehr
Gebrauchsgegenstände verbessernd in ihren
Bereich zieht, so daß die Entwicklung und
Ausdehnung immer mit der Einträglichkeit

Schritt hielte. Unter steter Mithilfe
der Künstler würde nach und
nach allen Dingen des täglichen
Lebens eine zweckmäßige und
künstlerische Form in gediegenen
Rohstoffen, die nichts vortäuschen,
gegeben. Dadurch, daß mehrere
Künstler mitarbeiten, wäre Abwechslung
und Auswahl gesichert.
Früher bestand die Annahme, das
Warenhaus könne hier verbessernd
einwirken. Dies hat sich als Trugschluß
herausgestellt. Es fehlt hier
die absolut neue Initiative, und das
Ergebnis ist immer das gleiche:
Paktieren. Der Schund steht neben
dem Guten in friedlicher Einträchtigkeit
. So fehlt die nachdrückliche
Belehrung. Das Warenhaus
aber zeigt den Weg, den es
jetzt nur energischer zu beschreiten
gilt. Und in seiner Art zeigt
es schon die Möglichkeit. Früher
war das Warenhaus ein Trödelladen
. Jetzt ist es ein modernes
Kaufhaus, ein Abbild des modernen
Lebens. Auch der Basar ist
ein Trödelladen. Aber er wird sich
wie das Warenhaus umgestalten
lassen, so daß aus der Beschaffenheit
der Masse gerade der Vorteil
gezogen und Masse in Gediegenheit
umgewandelt wird. Es ist anzunehmen
, daß sich leicht ein
Unternehmer findet, der diese Idee
verwirklicht. Und vielleicht sind
die Künstler selbst die Unternehmer
, so daß sich eine den „Werkstätten"
verwandte Vereinigung bildete.

Der Begriff „Basarware" verlöre dann seinen
üblen Beigeschmack und würde gereinigt zu
einem neuen Wert. Diese Basarware könnte
der Träger eines neuen Geschmacks sein,
dem zielbewußte Künstlerpersönlichkeiten den
markanten Zeitstempel aufdrücken. Und diese
Form würde sich der allgemeinen Entwicklung
der dekorativen Kunst passend einfügen,
ja ihren Geltungsbereich um ein beträchtliches
erweitern. Die Wurzeln der dekorativen
Kunst würden hier immer tiefer greifen
können, und statt der Programme und Reden
hätten wir im kleinen den Beginn einer neuen
Kultur. Nicht die Massenware an sich ist zu
verdammen, nur die geschmacklose, häßliche.
Denn die Massenware ist ein Typus, der begründet
ist durch die großstädtische Kultur,
durch das Anwachsen von Massen, die im
wesentlichen die gleichen Bedürfnisse haben,

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