http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/die_kunst_18_1908/0073
mig> AMERIKANISCHE ARCHITEKTEN
ARCH. CHARLES K. CUMMINGS
LANDHAUS
die „Logcabins" (Blockhütten) oft ganz in die
Waldwildnis gestellt werden und diese als
Naturgarten dient, dem man mit Absicht nur
wenig nachhilft. Die Architektur lehnt sich
hier meist stark an das alte Blockhaus an.
Ganz neuerdings bildet man auch Schweizerhäuser
nach. Aber die weiten Veranden müssen
überall angebracht werden, um die Bauten für
den Amerikaner passend zu gestalten. Auch
als sich im 19. Jahrhundert die schon erwähnte
merkwürdige Erscheinung abspielte, daß der
athenische Stil überall dominierte, bildeten die
hohen Veranden mit ihren Säulenkolonnaden
die Hauptanziehung für diese Bauweise. Sowohl
Landhäuser als städtische Wohnhäuser
und öffentliche Gebäude wurden damals in
griechischer Tempelform errichtet. Sie waren
in der hölzernen Ausführung, zumal bei der
oft übermäßigen Höhe der Säulen, künstlerisch
widersinnig. Für städtische Bauten waren
sie überdies recht unpraktisch, da sie das
Licht abhielten. Aber es hat sich bis heute
die Vorliebe für griechische Formen erhalten,
und die Säulenveranda spielt noch stark in
der Landhausarchitektur mit. Auch stehen
noch viele der hölzernen Tempel des vorigen
Jahrhunderts. So finden wir z. B. in Staten-
Island bei New York einen großen Landkomplex
mit ihnen bedeckt. Sie dienen als Hotels,
Privathäuser, und eine große Anzahl gehört
zu einem großartig angelegten Seemannsheim.
Im Mondenschein kann dieser hölzernen
Tempelstadt am Meere ein malerischer Reiz
nicht abgesprochen werden; bei Tage gleicht
sie mehr einer Parodie! Immerhin haben
diese Bauten nach klassischen Mustern wohl
eine gewisse kulturelle Mission erfüllt, besonders
, da man, als sie errichtet wurden, der
alten Welt wegen mangelhafter Reisegelegenheiten
noch viel ferner war als heute.
Wenn ich nun des näheren auf die einzelnen
modernen Architekten eingehe, die
sich der Landhausarchitektur gewidmet haben,
so sei noch vorausgeschickt, daß die Landhäuser
, welche als Dokumente moderner amerikanischer
Architektur hier dienen sollen, meist
die Villegiaturen unserer Reichen bilden und
sich oft nahe den großen Städten befinden,
also fast das ganze Jahr bewohnt werden
und den Bedürfnissen eines ständigen Aufenthaltes
zu dienen haben. Sehr im Vordergrund
der modernen Villenarchitektur steht
heute Wilson Eyre aus Philadelphia. Dieser
Architekt hat gleich dem bedeutenden amerikanischen
Porträtmaler John S. Sargent seine
53
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/die_kunst_18_1908/0073