Augustinermuseum Freiburg i. Br., [ohne Signatur]
Die Kunst: Monatshefte für freie und angewandte Kunst
München, 18. Band.1908
Seite: 91
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-^sö> SCHMU CK ARBEITEN VON EMIL LETTRE

emil lettre-berlin ringe für herren, mattgold, z. t. mit steinen

SCHMUCKARBEITEN VON EMIL LETTRE

Als beachtenswerte Versuche, dem Gold
seine verloren gegangene, künstlerische
Wesensprägung wiederzugeben, sind die Arbeiten
des Berliner Goldschmieds Emil Lettre
zu werten, der wieder Gefühl für das Material
besitzt und sich nicht scheut, aus diesem
heraus zu arbeiten, zu formen.

Gewiß ist Gold ein vornehmes, reiches
Metall; die Materialwirkung soll nicht unterdrückt
werden. Im Gegenteil, sie muß um
so glänzender triumphieren, je feiner und
sparsamer die Effekte sind. Metall ist Metall,
Stein ist Stein, und es gilt eben, die zum
Wesen passende Schmuckform herauszuspüren,
so daß jedes Material in seiner Art lebt und
sichtbar wird. Das aber wird nicht erreicht,
wenn vielfigurige Entwürfe oder überladene
Ornamente die Flächen derart füllen, daß das
Besondere des Materials gar nicht zum Vorschein
kommen kann. Für das Gold ist gerade
die Flächenwirkung von besonderer Bedeutung.
Bei allen Arbeiten Lettres bemerkt man,
daß er diese Empfindung besitzt. Das weiche
Leben, das sanfte Anschwellen bringt er in
seinen Arbeiten vorzüglich zur Geltung, und
gerade die Zurückhaltung — wie die Kontur
nur leicht anhebt, wie die Erhöhung sich sacht
in die Ebene verliert — gibt seinen Arbeiten
jene erlesene Schmuckwirkung, die sich einstellt
, wenn man fühlt, daß der Meister selbst
mit all seinem Fühlen und Können in der
Materie lebt.

Aus diesem Grunde bleibt Lettre, wenn
er Reliefs gibt, durchaus bei der
Flachbehandlung, bei der das
sparsam verwandte Figurenwerk
nur leicht aus dem Grunde auftaucht
, sich kaum loslöst und mit
den zarten Konturen wie eine
verschleierte Erscheinung wirkt.

Besonders fein kommt die
reine Materialwirkung durch
markante Form in den Herrenringen
heraus, deren geschlossene
, beinah wuchtige Erscheinung
ohne Steinschmuck bei e. lettre «silberne brosche

allem Verzicht auf abwechselnde Linienführung
so charaktervoll sich präsentiert. Auch hier
ist jede harte Kontur vermieden, so daß von
der Fläche zur Erhebung ein ununterbrochener
Fluß der Bewegung geht.

Ja manchmal dämpft Lettre, um ein farbiges
Zusammengehen mit anderen Schmuckmate-
rialen zu ermöglichen, die auffallende Tönung
des Goldes zurück, wie etwa bei einzelnen
Gehängen, deren Ketten in ihrem mattgelben,
auch bräunlichen Ton einen besonders aparten
Grund geben, auf dem Email oder Steine intensiv
leben. Auf diese Weise gehen die
verschiedenen Materialien harmonischer zusammen
.

Auch dem Silber weiß Lettre einen künstlerisch
besonderen Charakter zu geben. Hier
aber steigert er die Wirkung, während er
beim Gold zurückhält. Er legt hier Wert auf
reicheren Schmuck, er operiert mit besonderen
Tönungen, stellt feine Farbwirkungen
zusammen, etwa oxydiertes Silber mit Emailauflagen
, und kommt also hier, indem er das
Material unterstützt, bereichert, zu einer ähnlichen
Wirkung wie beim Gold, wo er sparsam
zurückhält. In beiden Fällen erreicht er sein
Ziel: künstlerisches Leben des jeweiligen
Materials, das einmal gezähmt, ein anderes
Mal bereichert wird, um Form zu gewinnen.

Das gleiche Maß in der Verwendung zeigt
Lettre bei den Steinen. Diese dienen ihm
zur Erhöhung der farbigen Erscheinung, und
es gilt hier, besonders fein Metall- und Steinwirkung
abzuwägen. Nur selten
verwendet er die Steine, aber,
wo er sie dann verwendet, da
geben sie reichste Erscheinung.
Der goldene Ring dient dann tatsächlich
nur dazu, die Farbe,
die sich im Stein gibt, wie in
einer dienenden Fassung zu umkleiden
, und Metall und Stein
wachsen zu einer Einheit zusammen
. Besonders fällt auf, wie
fein bei Lettre das Farbengefühl
entwickelt ist. Er will nicht

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