Augustinermuseum Freiburg i. Br., [ohne Signatur]
Die Kunst: Monatshefte für freie und angewandte Kunst
München, 18. Band.1908
Seite: 101
(PDF, 145 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/die_kunst_18_1908/0123
-s?^> ERNST KREIDOLF -C^=^

nachdem die ,,Blumenmärchen" bei der Kritik
und den Künstlern eine freundliche Anerkennung
gefunden hatten. Hier haben wir
den ganzen Kreidolf in seiner besten Art
vor uns, da er ganz aus sich und ohne Beeinflussung
eines Mitarbeiters schaffen konnte.
Die vom Künstler selbst gedichteten Verse
sind ansprechend, einfach und dem kindlichen
Geiste nicht zu hoch; auch die Personifizierung
der Blumen ist ungezwungen und glücklich
. Es leuchtet dem Kinde ohne weiteres
ein, in einer „Margaret" (Marguerite) eine
Kindermagd zu sehen, in Weidenkätzchen junge
weiße Kätzchen oder in Weiß- und Schwarzdorn
spießbewehrte, kämpfende Ritter. Ganz
bewundernswert ist die Charakterisierung
und die schlichte treffende Mimik der einzelnen
Blumenwesen; dabei ist jede Linie von
solcher Einfacheit und Sicherheit, daß man
über das damit Erreichte staunen muß. Man
mag daraufhin jedes beliebige Blatt prüfen,
etwa „Ringelreihen" oder „Butterblumes Ausfahrt
" oder den „Gemüsemarkt", die dramatisch
bewegte „Wilde Jagd" (Abb. Seite 97)
oder das „Kampfspiel".

Noch einfacher und dem Kindergemüte
noch besser angemessen erscheinen mir die
„Schwätzchen für Kinder", ein Buch, das
man nur gerne in doppeltem Umfang sähe.
Wie hier der äußere Rahmen jedes Bildes
der anspruchsloseste ist, so auch die Handlung
, die Zeichnung, die Farbe. Man möchte
hier von einem bewußten Verzicht auf jede

äußere Wirkung sprechen, wenn man nicht
sofort erkännte, hier sei mit dem feinsten
Instinkt das unbedingt richtige Maß in den
künstlerischen wie den poetischen Mitteln
eingehalten. Unübertrefflich erscheint diese
Kongruenz von Bild und Wort beispielsweise
in dem ersten, so schön in den Kreis komponierten
Bild „Am Fenster"; noch simpler
vielleicht in „Am Bache", wo sich die Kinder
in einer prächtigen Gruppe über das Brücklein
drängen:

Uebers Brücklein — Tanzen Mücklein,

Und wir hintennach.
Sticht das Mücklein, - - Bricht das Brücklein,

Fallen wir in den Bach.
Mücklein, stich nicht! — Brücklein, brich nicht!

Fischlein, beiß nicht an.
Fängt der Fischer dich, - - Hängst du jämmerlich

An der Angel dran!

Auch das Schlußbild — „Die Mahlzeit" -
ist so einfach wie erschöpfend gelöst; und
selbst das braunrote, blaugetupfte Vorsatzpapier
, bei welchem ein symmetrisches Pilzornament
durch ein leicht belebtes Kinderornament
ungezwungen bereichert wird (vgl.
Seite 98), mag noch das Interesse des Kindes
erregen: eine Bemerkung, die für alle Krei-
DOLFschen Vorsatzpapiere gilt, wenn schon
das der „Schlafenden Bäume" und des „Fitze-
butze", entsprechend dem Charakter dieser
Bücher, etwas zu grell und fast grauslich für
Kinder erscheinen mag.

Zu dem ebenfalls bei Schaffstein erschienenen
„Buntscheck" — einem allzubunt-

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