Augustinermuseum Freiburg i. Br., [ohne Signatur]
Die Kunst: Monatshefte für freie und angewandte Kunst
München, 18. Band.1908
Seite: 102
(PDF, 145 MB)
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-^^> ERNST KREIDOLF ^C^^

ERNST KREIDOLF-MÜNCHEN DAS KATZEN-GESPANN

„Jan, spann an, — Drei Katzen voran — Drei Mäuse vorauf,
Jan oben auf — Den Blocksberg hinauf."

(AUS „ALTE KINDERREIME". VERLAG VON HERMANN & FRIEDRICH SCHAFFSTEIN, KÖLN)

liegt beim Texte, dem
der Zeichner sich mehr
zu fügen haben mochte,
als seiner einfacheren,
dem Großstadtton abholden
Art zuträglich
sein konnte.

Das einheitlichste und
auch das stärkste Werk
Kreidolfs dürften die
„Wiesenzwerge" sein.
Hier sind die Zeichnungen
an einen ganz
einfachen Prosatext fest
angeschlossen, die einzelnen
Begebenheiten
trefflich abgerundet in
Darstellung wie in
Raumfüllung und Far-
bengebung. Obwohl alle
untereinander streng
durch die Handlung verbunden
sind und diese
Verbindung deutlich
zeigen, ist hier doch jedes
einzelne Blatt ein
Kunstwerk für sich von
einer untadeligen Vollendung
. Man wünschte
Bilder wie die „Fahrt
zur Hochzeit" oder die
„Mummelzwerge", den
„Reiterkampf", den
„Heimritt" oder das
wundervolle „Traumbild
" als Einzelblätter
haben zu können; denn
sie übertreffen an Geschlossenheit
und innerer
Bildkraft manches
anspruchsvolle breitscheckigen
und grellen Kinderbuche, das
unter Dehmels Leitung herausgegeben ist —
hat Kreidolf einige Beiträge gezeichnet, die
recht angenehm (in Farbe wie in Zeichnung)
gegen die anilinfarbigen Auslassungen der
übrigen Künstler abstechen. Dem Einflüsse
und dem wohl so absoluten wie wenig erquicklichen
Farbenkommando Richard Dehmels
ist Kreidolf aber fast etwas zu sehr
unterlegen im „Fitzebutze". Obwohl der
Künstler sich vor allem in der Zeichnung
bemühte, seine eigene, einfache und echte
Note durchklingen zu lassen, so konnte er
doch mit dem erzwungenen und affektierten
Kinderliederton des Dichters keine volle
Harmonie erzielen. Der Grund dieses Mangels

spurigeGemälde. Dabei
sind auch hier die Mittel die denkbar einfachsten
: realistische, aber durchaus sichere
Zeichnung, die in Anatomie, Gebärde und
Mimik der Menschen und der Tiere alles nur
Erreichbare leistet. Dazu tritt in einzelnen,
wo sie nötig wird, eine ganz ungewöhnliche
Stimmungskraft, z. B. in den „Reitern vor
dem Monde", im „Heimritt der Zwergenväter
" und vollends in dem Schlußbild des
Buches, dem „Traum". Damit leiten diese
hinüber in ein Gebiet, das vielleicht schon
ein Bedeutendes von den Zielen des Kinderbuches
absteht, dem Künstler aber deshalb
nicht weniger eigen zu sein scheint.

Dies gilt, meines Erachtens, noch mehr
für die „Schlafenden Bäume". Die unter-

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