http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/die_kunst_18_1908/0136
-^ö> EIN KIRCHENBAU VON OTTO WAGNER <^=v-
Vollendung, und der Auftrag wurde weitergegeben
. Die Bilder in Querformat über den
Seitenaltären, wo vorläufig nur die Temperagemälde
— von RudolfJettmar — angebracht
sind, werden nun in Glasmosaik hergestellt,
ebenso wie der malerische Schmuck der Hauptwand
, welche jetzt der in der kurz bemessenen
Zeit noch nicht ganz durchgearbeitete Karton
von Karl Eder bedeckt: Christus thronend,
die Arme zum Segen erhoben über Maria und
Joseph, die zunächst den Stufen sind, und über
den in hieratischer Profilbewegung gereihten
vornehmlichsten Heiligen des Landes. Otto
Wagners Formensprache und Materialverwendung
hat ihren ungetrübten Ausdruck in
der Kanzel und in dem Hochaltar gefunden,
der sich mit seiner ungewöhnlich erhöhten
Expositionsnische und den starken Abschlußpfeilern
wahrhaft monumental unter dem durchbrochenen
Kuppelbaldachin aus vergoldeter
Bronze erhebt.
In diesen Zeilen sollte nur von dem großen
Ganzen des Kirchenbaues die Rede sein. Sonst
wäre noch von den Altargerätschaften, von den
nach Beuroner Vorbildern angefertigten Meßgewändernais
von künstlerischen Prunkstücken
zu berichten und zudem von den vielen praktischen
Einzelheiten, darin Otto Wagner unerschöpflich
ist, wie er denn zum Beispiel aus
Gründen der Reinlichkeit das Wasser für die
Weihwasserbecken sich in einem dünnen Faden
stets erneuern läßt. Die Abkehr von den verbrauchten
Ueberlieferungen ist zwar bewußt
vollzogen, aber alles, was sich aus den treibenden
Gründen des Nützlichen und Zwecknotwendigen
ergab, hat in natürlicher Abfolge zu
einer künstlerischen Harmonie geführt, deren
Gefühl sich als schönste Gabe des Baukünstlers
in unsere Seelen senkt.
Karl M. Kuzmany
BERICHTIGUNG
Es stellt sich leider erst jetzt heraus, daß
auf Seite 72 unseres vorjährigen Novemberheftes
eine Buchillustration von Erik Weren-
skiold irrtümlich Herrn Gerhard Munthe
zugeschrieben wurde. Wir stellen dies hiermit
richtig.
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