Augustinermuseum Freiburg i. Br., [ohne Signatur]
Die Kunst: Monatshefte für freie und angewandte Kunst
München, 18. Band.1908
Seite: 188
(PDF, 145 MB)
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-s?4sö> DAS LANDHAUS FRIESE IN BREMEN <^=^

Mittelpunkt der Stadt entfernt, an einer alten,
mit hohen Bäumen bewachsenen Chaussee,
auf Feldgrund, der von Wiesen und Aeckern
umgeben ist. Das Grundstück ist schmal und
langgestreckt. Ihm schließt sich der Grundriß
des Hauses gut an, auf dessen Langseite
drei Zimmer fallen, während der Hauptraum
des Erdgeschosses, die „Halle", also das gemeinschaftliche
Wohnzimmer, die ganze Breite
einnimmt. Durch diese Anlage hat der Grundriß
einen Akzent erhalten, eine dominierende
Stelle, an die sich das übrige organisch angliedert
. Die Zimmer im ersten Stock sind
entsprechend verteilt, das große Schlafzimmer
liegt über der Halle und öffnet sich nach der
Veranda. Für die Außenansicht ist die über
das Straßenniveau erhöhte Lage besonders
wichtig. Das Kleinliche, das Häuser dieser
Dimension wohl haben können, wenn man sie
nicht in Gruppen zusammenfügt, ist dadurch
vermieden; der Bau hat etwas Leichtes und
Freies. Zugleich wurde so das schöne Motiv
der steinernen Mauer, die bei niedriger Lage
etwas zu Abwehrendes hat, zwanglos und natürlich
. In der Mitte, beim Eingang, ist sie
leicht durch Holzgitter gegliedert, an den Seiten
sollen Blumen und Pflanzen herübernicken.
Von der Straße her sieht das Haus recht
einfach aus. Die Hauptansicht ist von der
Rückseite, vom Garten aus, für den Besitzer
angelegt, nicht für das Straßenpublikum. Es
mag sein, daß in diesem Bestreben vielleicht
ein klein wenig zu weit gegangen ist; die
große Fläche des Giebels könnte etwas leer
erscheinen im Gegensatz zu dem reichen Ge-
teil der Veranda mit der Säulenstellung. Aber
das sind Details. — Wichtiger ist die Gartenanlage
. So selbstverständlich es theoretisch
ist, gerade bei kleinen Abmessungen den Garten
mit festen Formen aufzubauen, so schwer
ist es, dies praktisch durchzuführen, auch
wenn diese Art im großen nicht mehr neu
ist. Bei dem Frieseschen Garten wurde die
lange schmale Gestalt bestimmend, der Längscharakter
ist durch die Führung der beiden
Wege betont, und die Mannigfaltigkeit ist
durch den Wechsel quadratischer und runder
Formen gegeben, wie auch durch die Verschiedenheit
des Materials — Bäume, leichtes
Buschwerk, frei wachsende Pflanzen und streng
stilisierte Lauben, Hecken und Bögen. —
Ueber die Einrichtung des Hauses viel zu
sagen, machen die Abbildungen unnötig. Der
Anstrich der Wände wirkt im Originalentwurf
naturgemäß ruhiger als in der verkleinerten
Reproduktion. Als sympathisch wird man
die verhältnismäßige Leere der Zimmer, besonders
der Halle, empfinden. Die Formen
der Möbel sind schlicht, die Sitzgelegenheiten
bequem, mit einer leichten Verführung zu
deutscher (nicht amerikanischer) Faulheit. Die
Kombinierung von Wohn- und Schlafzimmer,
die in einem Haus in der Stadt undenkbar
wäre, ist hier, mitten in guter Luft, sehr angebracht
. Auffallend mag zunächst erscheinen,
daß nicht nur in der Halle, sondern auch im
Schlafzimmer Kamin und Dampfheizkörper
vorhanden sind. Der Kamin bedeutet hier
im norddeutschen Klima keine poetische oder
stimmungsvolle Zugabe, sondern er ist beim
Landhaus ein Bedürfnis. Im Sommer friert
man manchmal wochenlang, weil man sich
scheut, die Dampfheizung, die natürlich dann
das ganze Haus erwärmt, in Betrieb zu setzen,
und im Winter ist es oft eine Zeitlang so
milde, daß man die Heizung nicht braucht.
Für beide Fälle ist da der Kamin der erwünschte
Mittelweg, und man sollte ihn immer

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