Augustinermuseum Freiburg i. Br., [ohne Signatur]
Die Kunst: Monatshefte für freie und angewandte Kunst
München, 18. Band.1908
Seite: 193
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-ss-^ö> DIE PFULLINGER HALLEN <^u=^

1)















WANDMALEREI VON DER NORDWAND DES KONZERTSAALES (vgl. s. 211) « MALER : MELCHIOR V. HUGO

DIE PFULLINGER HALLEN

Es ist einmal wieder aus einem „deutschen
Winkel" von Erfreulichem und Vorbildlichem
zu berichten, von einer künstlerischen
Schöpfung, die, als Denkmal echt bürgerlichen
Gemeinsinns und tatkräftiger Heimatliebe,
mit ihrem ästhetischen Wert eine hohe soziale
Bedeutung vereinigt. Der „Winkel" ist die
kleine, aber gewerbtätige Stadt Pfullingen, die,
unweit dem größeren und weiter bekannnten
Reutlingen, in anmutig-ernstem Tal am Fuß
der Schwäbischen Alb liegt. Vor der Stadt
aber, nahe bei den hübschen Villen, die hier
ihre Vorposten bilden, und doch schon ganz
in die freie Landschaft gestellt, in Form und
Stimmung wie aus ihr herausgewachsen, erhebt
sich jenes Werk, von einem treuen Sohn
seiner Vaterstadt gegründet, von einem unserer
besten Baukünstler geschaffen : die „Pfullinger
Hallen", erbaut von Prof. Theodor Fischer
in Stuttgart, im Auftrage des Pfullinger Privatiers
Louis Laiblin.

Die Vorgeschichte des Baues hat etwas
Typisches. In Pfullingen gibt es, wie wohl
in jeder deutschen Stadt, einen Turnverein
und einen Gesangverein. Jeder der beiden
Vereine empfand es als ein immer dringlicher
werdendes Bedürfnis, für seine Uebungen und
Vorführungen eigne Räume in dauerndem Besitz
zu haben, und es wäre ganz der natürliche
Verlauf der Dinge gewesen, wenn jeder
für sich mit seinen beschränkteren Mitteln

sich ein eigenes Heim geschaffen hätte, das
für das äußere Bild der Stadt und für ihr
geistiges Leben wohl kaum größere Bedeutung
hätte gewinnen können. Dadurch aber, daß
beide Vereine sich mit der Bitte um finanzielle
Förderung ihrer Vorhaben an einen gemeinsamen
Gönner wandten, wurde in diesem
der Gedanke wachgerufen, die Wünsche beider
durch eine Gabe zu erfüllen, die zugleich
dem ganzen Gemeinwesen zu Nutz und Ehre
gereichen sollte, Konzertsaal und Turnhalle
in einem Gebäude zu vereinigen und dies
Gebäude so ausführen zu lassen, daß es einen
unvergänglichen, vornehmen Schmuck der
Vaterstadt und ihrer Umgebung bilde.

Nachdem Herr Laiblin diesen Plan einmal
gefaßt hatte, wollte er ihn auch nur den
vertrauenswertesten Händen zurkünstlerischen
Ausgestaltung übergeben. Er wandte sich an
Theodor Fischer, dessen Streben und Wirken
im Sinn bodenständiger, volkstümlicher Kunst
in den einsichtigen Kreisen des Schwabenlandes
längst die gebührende Anerkennung
gefunden hat. Und für Fischer mußte gerade
die Aufgabe, die ihm hier geboten wurde,
verlockend sein, gehörte sie doch ins Bereich
der sozialen Kultur, das nach seiner Auffassung
das schönste und fruchtbarste Arbeitsfeld
des Architekten bildet.*) Ihm mußte die

*) Vgl. seinen Aufsatz: >Was ich bauen möchte«
im >Kunstwartc, Jhrg. 20 (1906), Heft 1.

Dekorative Kunst. XI. 5. Februar 1908.

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