Augustinermuseum Freiburg i. Br., [ohne Signatur]
Die Kunst: Monatshefte für freie und angewandte Kunst
München, 18. Band.1908
Seite: 207
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-s*-£sö> DIE PFULLINGER HALLEN -C^^

die früher Schüler Kalchreuths gewesen und
nach dessen Weggang zu ihm übergetreten
waren. Während es nur allzuoft geschieht,
daß jüngere Kräfte mit kleinlicher und meist
nicht ganz selbstloser Besorgnis von großen
Arbeiten ferngehalten werden, meinte Hoel-
zel, daß gerade durch solche ein frisches
Können am besten gefördert werden kann
und daß solche Förderung, solche Anspannung
noch unverbrauchter Kräfte nicht nur
diesen, sondern auch dem zu schaffenden
Werk zugute kommen wird. Und in dieser
Hoffnung sollte er sich nicht enttäuscht sehen :
aus dem Zusammenarbeiten der jungen Maler
unter der nur leise deutenden, nie schulmeisterlich
dreinredenden Leitung Hoelzels
und Fischers ist dies Ganze von geschlossener
, edler Gesamtwirkung entstanden.

Architektonisch ist der Raum außerordentlich
einfach gehalten: nichts von vorspringenden
Simsen, Pfeilern und dergleichen; nur
durch die edlen, einfachen Verhältnisse gab
das in stattlicher Höhe mit flacher Holzdecke
geschlossene Rechteck des Saales den Eindruck
von Größe, Würde und Weiträumigkeit
, schon ehe Malerei die Wände bedeckte.
Auf den ruhigen, weiten Flächen, die an den
beiden Längsseiten zwischen der bis zur Türhöhe
reichenden Vertäfelung des Wandsockels
und den Fenstern, an der Bühnenseite neben
und über der weiten Nische des Podiums, an
der vierten Wand endlich um die mächtige

zum Turnsaal führende Bogentür sich ziehen,
hatten die Maler hinlänglichen Raum zu breiter
Entfaltung, die sie sich auch selbst nicht
durch kleinliche Vielteilung oder durch Ueber-
füllung der einzelnen Bilder verkümmert
haben.

An der Turnhallenseite hat Melchior von
Hugo die den Torbogen umrahmende Fläche
mit einer in schön geschwungenen Linien
sich bewegenden Komposition zahlreicher Figuren
geschmückt: der in lichter Wolkenhöhe
thronende Apoll weckt mit seinem Geigenspiel
die musischen Genien und Kräfte der
Natur und zieht sie in rhythmischem Reigen
zu sich empor. Formgebung und
Disposition sind hier „naturalistischer" und
malerisch freier, als bei den Fresken der übrigen
Wände. Die eine Längswand über den Haupteingängen
trägt zwei, von breiter ornamentaler
Umrahmung eingefaßte Darstellungen von Ulrich
Nitschke: die linke könnte man etwa,
nach biblischem Ausdruck, als „Die Angst der
Kreatur", die rechte als „Besänftigung durch
die Musik" bezeichnen. Doch liegt hier, wie
bei den übrigen Malereien, der Schwerpunkt
nicht im Gegenständlichen, begrifflich genau
zu Umschreibenden, sondern im allgemeinen
Stimmungsgehalt. So genügt es wohl auch,
die beiden Fresken auf der gegenüberliegenden
Längswand, die von Hans Brühlmann
gemalt sind, ganz allgemein als „Schwermut
und Resignation" (rechts), und als „die Herab-

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