Augustinermuseum Freiburg i. Br., [ohne Signatur]
Die Kunst: Monatshefte für freie und angewandte Kunst
München, 18. Band.1908
Seite: 248
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-=g^> PAUL SCHULTZE-NAUMBURGS BAUTEN <ös^

Mancher, der die heute so beliebte Lehre
vom Individualisieren und Ausleben der Persönlichkeit
nicht umsonst gelernt haben möchte,
gibt vielleicht zu, daß es lächerlich sei, wenn
der Architekt seine Marke oder Schrulle, seine
gesuchte Abweichung von der natürlichen Linie
immer wieder anbringen und wohl gar als
den neuen Stil anpreisen wollte, dessen die
Gegenwart und Zukunft dringend bedürftig
sei. Aber er glaubt, zu den eingeborenen Gesetzen
des Bauens gehöre, daß man für einen
bestimmten Bauherrn nach dessen ganz besonderen
Bedürfnissen und Wünschen baue;
dadurch müsse dann doch auch der objektivste
Künstler zu individuellsten Gestaltungen kommen
. Z. B. hatte Schultze-Naumburg ein
Haus für Ernst von Wildenbruch zu bauen:
die Eigenschaften dieses berühmten Dichters
kann man aus seinen Dramen, Romanen und
Liedern herauslesen. Die Aufgabe wäre nun,

ein echt Wildenbruchsches Haus hinzustellen,
das jeder Gebildete unter den übrigen Schriftstellerwohnungen
am „Horn" zu Weimar
leicht herausfinden müßte. In andern Fällen,
wo der Bauherr sich nicht so öffentlich ausgesprochen
hat, meint man wohl, müsse sich
sein Architekt mit ihm erst eine Zeitlang
anfreunden, ehe er den Plan entwerfen dürfe.
Aber auch solches Individualisieren ist, soweit
es ausführbar ist, unpraktisch und würde
nur die Eitelkeit des Bauherrn an Stelle der
eben besprochenen Eitelkeit des Künstlers
setzen. Zunächst, welcher Architekt wäre
wirklich imstande, z. B. in Schreiberhau für
Gerhart Hauptmann, Karl Hauptmann, Bruno
Wille, Wilhelm Bölsche und sodann für Gastwirt
a.D. Müller, Majora.D. v. Kuriewitz, Oberlehrer
Mohr und Rentner Niedermeier Häuser
zu bauen, die diesen Persönlichkeiten auf Leib
und Seele zugeschnitten wären? Das wäre eine

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