Augustinermuseum Freiburg i. Br., [ohne Signatur]
Die Kunst: Monatshefte für freie und angewandte Kunst
München, 18. Band.1908
Seite: 289
(PDF, 145 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/die_kunst_18_1908/0317
-3=4s£> DAS „FEUERSCHLOSZ" IN HONNEF <ös^~

Profilierungen und plastische Gliederungen suchen
wir vergebens. Die natürlichen Farben
der Holz- und Marmorarten bestimmen meist
die Farbenstimmung der Räume. In der Erdgeschoßhalle
ist die Täfelung aus graurotem
„Famosa"-Marmor von der Lahn ausgeführt.
Die lebendige Struktur des starkgeaderten
Marmors bildet die einzige Dekoration des
sonst glatt in elfenbeinfarbiger Tönung gehaltenen
Raumes. In der Rheinhalle ist Eichentäfelung
mit Füllungen von Seideneiche gegen
graugelben Anstrich abgestimmt. Im Speisezimmer
ist die Täfelung aus Kalophyllum,
einem stark geflammten mahagoniartigen Holz
aus unseren ostafrikanischen Kolonien hergestellt
, dessen Farbe durch eine stumpfe,
blau-weiße Caseinbemalung der oberen Wandfläche
und des Gewölbes im Erker gesteigert
wird. Im Damenzimmer hebt sich von silbervioletter
Wandbespannung die gelbe Birke der
Schränke und Täfelungen
ab. Das Treppenhaus zeigt
graue Eichenvertäfelung, die
wirkungsvoll von dem grauroten
Marmor des Panneis
der Halle und der roten Bemalung
des Tonnengewölbes
absticht. Im Schlafzimmer
ist die Holzvertäfelung und
das Mobiliar aus hellgrauem
polierten Ahorn gefertigt,
dessen Farbe durch einige
eingelegte blaue Lüsterkacheln
belebt wird. Im
Kinderzimmer ist in eigenartiger
Weise die lebhafte
Wirkung astreichen Tannenholzes
zur Erzielung einer
heiteren Stimmung benutzt,
wie man dies in alten Tiroler
Bauernstuben häufig
beobachten kann. Wir finden
durchweg die größte
Achtung vor dem Material
und ein weitgehendes Verständnis
für seine Eigentümlichkeit
.

Wie schon mehrfach betont
, fehlt ein eigentlich
ornamentaler Schmuck bei
allen diesen Bauten fast
vollständig. Wo Schmuck an
einzelnen Stellen auftritt,
ist es Bildhauerarbeit. Man
empfindet es, daß der Architekt
sich mehr zum bildnerischen
Schaffen hingezogen
fühlte und der Ausbildung
architektonischer Formen fremder
gegenüberstand. Das ist es, was den besprochenen
Bauten auch ihre Eigentümlichkeit
verleiht; die aufs höchste gesteigerte Ausdrucksfähigkeit
im Aufbau und Umriß, vereint
mit äußerster Schlichtheit in formaler
Ausbildung, vereint mit einer großen Achtung
vor dem Material und verständnisvoller Verwertung
seiner Eigenheiten, gesteigert durch
hie und da eingefügte, starr und eigenartig
gezeichnete Skulpturen.

Die wenigsten Architekten fühlen sich als
Bildhauer so sicher im Sattel, daß sie die
Wirkung des bildnerischen Schmuckes, den
sie ihren Bauten geben, ganz beherrschen.
Wenn ich hier auf eine Ausnahme, z. B.
Professor Bruno Schmitz verweise, so wird
jeder, der seine Werke näher kennt, verstehen,
wie innig hier die Kunst des Bildhauers mit
der des Architekten vereint ist. Die Wirkung

wilhelm von tettau - berlin

das „feuerschlosz": brunnen-nische

Dekorative Kunst. XI. 7. April 1908.

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