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-s^> GRABDENKMÄLER VON FRITZ SCHUMACHER <^=^
naturgemäß selten einer alten Vegetation erfreuen
; umsomehr muß hier eine entschiedene
Unterteilung des Areals durch Erdbewegung
, architektonische und gärtnerische
Mittel angestrebt werden, wodurch allein manchen
guten Erzeugnissen der Grabmalsplastik
wirkungsvolle Stellung gegeben werden und
auch möglichst viele Wandplätze geschaffen
werden könnten. Aber mit Vorliebe werden
ja ebene Terrains ausgesucht, die kräftige Terrassenanlagen
und starke Höhenunterschiede
in den Gräberstraßen unmöglich machen. Die
wenigen Hügelfriedhöfe, die es gibt, lassen
alle deutlich die Vorteile des bewegten Bodens
gegen den ebenen erkennen.
Auch aus den hier vorliegenden Beispielen
ist zu ersehen, wie wichtig diese Frage für
unsere Friedhofskunst ist. Die abgebildeten
Grabmäler, die von der Hand Fritz Schumachers
im vergangenen Jahre entstanden
sind, bedürfen sämtlich einer Anlehnung, einer
Rückendeckung, und der mehr oder minder
günstige Eindruck rührt größtenteils davon
her, ob eine solche vorhanden ist oder nicht.
Es ist zufällig keines darunter, das eine ganz
freie Aufstellung wie beispielsweise ein
römischer Cippus oder ein Sarkophag oder
ein schlichtes Eisenkreuz auf unseren Landfriedhöfen
— vertrüge.
Deutlich zeigt diesen Nachteil das Urnen-
grab in Chur, das nur durch ein
Eisengitter rückwärts von einer
Straße geschieden ist.*) Man sieht
das Bestreben des Künstlers, einerseits
durch möglichste Breitenentwicklung
den Abschluß gegen die
profane Straße zu erreichen, andererseits
durch Konzentration des
Schmucks auf die Urne und ihre
Nischenumrahmung den Blick des
Beschauenden auf die Hauptsache
zu lenken, aber der Eindruck der
mangelnden Rückendeckung über-
wiegtdoch. Die Wirkung istzudem
leider noch durch die glattgeleckte
Steinarbeit eines ortsansässigen
Meisters beeinträchtigt.
Beim Grabmal Weichardt in
Loschwitz bei Dresden ist der Abschluß
gegen die Umgebung durch
die hohe glatte Muschelkalkmauer
wohlgelungen. Das Motiv derWand-
nische, deren Kurve in der niedrigen
Brüstungsmauer nach vorne
fortgesetzt ist, hat hier eine neuartige
gute Gestaltung erfahren.
Es ist besonders auffallend, wie
prächtig die rauh gelassene Deckplattenkante
und die zwei einschließenden
Pfeiler durch die natürliche
Struktur des Muschelkalks
ornamental verwertet sind, so daß
die eigentlichen Skulpturteile fast
nebensächlich wirken, besonders
die oberste Bekrönung der Deckplatte
. Die vier Putten oben in
der Nische, vom Bildhauer Sel-
mar Werner ausgeführt, sind dagegen
eine hübsche Bereicherung
des Eindrucks.
FRITZ SCHUMACHER-DRESDEN
URNEN-GRABMAL IN CHUR
*) Der Hintergrund ist zudem noch
durch Retusche gegen die Wirklichkeit
verbessert.
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