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-sj=4^> GRABDENKMÄLER VON FRITZ SCHUMACHER <^*~
Das Grabmal Mohr in
Dresden, einkleinesTempel-
gebäude, dessen Front durch
vier reliefgeschmückte Pfeiler
gebildet ist, leidet auch
etwas unter dem Mangel an
Umrahmung, obgleich man
merkt, daß der Architekt
mit der Durchbrechung der
Rück- und Seitenwände ihm
den Charakter eines freistehenden
Monumentes zu
geben bestrebt war. Die
Architektur schließt sich an
andere geistreiche Versuche
des Künstlers in dem Bestreben
an, alle traditionellen
Bauformen zu vermeiden
und doch eine gleichsam
selbstverständliche, ruhige
und einheitlicheGesamtwir-
kung zu erzielen. Die Reliefs
hat wieder Bildhauer
S.Werner, die Ornamentik
Rud. Gerbert gemeißelt.
Mehr als Wandgrab denn
als freistehendes Monument
ist auch die Grabstätte der
Familie Floh in Krefeld gedacht
. Die guten Verhältnisse
des Ganzen, die wohltuende
Linie des oberen
Mauerabschlusses, besonders
aber der reizvolle Bildhauerschmuck
von Otto
Gussmann lassen die etwas
unglückliche Aufstellung fast vergessen. Vielleicht
helfen später einmal Bäume und Gesträuch
mit ihrem wohltätigen Schutz dem
ansprechenden Denkmal zu der notwendigen
Deckung. Der Architekt hat vielleicht das
Gleiche gefühlt, als er die schulterartigen
Mauerstücke an den beiden Seiten des eigentlichen
Denkmals als Symbol einer Abschlußwand
anbrachte.
Das einfachste und zugleich das eindrucksvollste
der Grabmäler befindet sich auf dem
Friedhof in Uerdingen a. Rh. und ist der
Familie Fusbahn zu eigen. Nichts in der
Umgebung stört die Wirkung des schlichten
Steines, der in einer Flachnische eine Skulptur
von Franz Kreis trägt. Nische, Figur
und Gesamtkontur stehen in sehr glücklichem
und doch eigenartigem Verhältnis zueinander
.
Zum Schlüsse sei noch auf ein Hochkreuz
in dem Friedhof der nämlichen Stadt hingewiesen
. Das 5r/2 m hohe Monument bildet
FRITZ SCHUMACHER-DRESDEN GRABMAL IN UERDINGEN a. RH.
BILDHAUER: FRANZ KREIS-DRESDEN «AUSFÜHRUNG : G. A. WALTH ER-DRESDEN
den Endpunkt einer Hauptallee, der es einen
vorzüglichen Abschluß gewährt. Bildhauer
Richard Guhr hat die strenge ernste Figur
des Kruzifixus geschaffen, und hat sich dabei
in voller Harmonie mit dem Charakter
der Gesamtanordnung gehalten; die einfachen,
kräftigen Vertikalen, die durch die breit hingelagerten
Umfassungsmauern aufgefangen
werden, machen den Reiz der Komposition
aus. Die dahinter gepflanzten Lebensbäume
werden in wenigen Jahren eine dunkle Mauer
bilden und dann den mächtigen Eindruck
noch steigern.
Das Monument ist als Ergebnis eines Preisausschreibens
entstanden, in dem Schumacher
Sieger war, ein gutes Beispiel dafür,
wie überall unsere Stadtverwaltungen wirklicher
Kunst Eingang in die Friedhöfe zu
verschaffen beginnen, wenn auch noch viel
und gerade die Hauptsache in dieser Richtung
zu tun bleibt.
Hans Willich
Dekorative Kunst. XJ. 7. April 1908.
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