Augustinermuseum Freiburg i. Br., [ohne Signatur]
Die Kunst: Monatshefte für freie und angewandte Kunst
München, 18. Band.1908
Seite: 318
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-s5-4^> DIE KAISERLICHE RUSSISCHE PORZELLANMANUFAKTUR

DIE KAISERLICHE RUSSISCHE PORZELLANMANUFAKTUR
IN ST. PETERSBURG VON 1744-1904

Ein Prachtwerk*) im wirklich auszeichnenden
Sinne des Wortes hat die Kaiserliche
russische Porzellanmanufaktur veröffentlichen
lassen. Leider ist mit Ausnahme eines Kapitels
, das in französischer Sprache abgefaßt
ist, der Text des Werkes russisch und somit
nur ganz wenigen Deutschen zugänglich. Da
aber mit vorzüglichen Abbildungen sowohl im
Text wie auf Tafeln nicht gespart wurde, dürfte
das Werk bei Liebhabern und Sammlern alten
und neuen Porzellans auch zahlende Freunde
finden. Die farbige Wiedergabe der Petersburger
Porzellanmarken macht an und für
sich schon für jene Sammler das Werk begehrlich
, wenn nicht unentbehrlich, wie es
im ganzen Verständnis und Kennerschaft
Petersburger Porzellans zu vertiefen und zu
steigern berufen ist.

Es sei versucht, hier in aller Kürze die
Geschichte der Porzellanmanufaktur zu geben,
da in unseren keramischen Handbüchern über
russische Porzellan-Geschichte herzlich wenig
zu finden ist.

Von Anfang des 18. Jahrhunderts an fanden
fremde Porzellane immer häufiger Eingang
und Gebrauch in Rußland. Die vornehmen
Kreise folgten dem Beispiel der kaiserlichen
Familie; alle Arten von Tafelgeschirren waren
beliebt. Chinesisches Porzellan wurde durch
die Karawanen herbeigebracht und über westeuropäische
Handelsplätze. Außerdem waren
die Erzeugnisse von Venedig, Rouen und
Holland beliebt.

Peter der Große dachte auf zweierlei Weise
dem Import zu steuern und durch heimische

*) La Manufacture imperiale de Porcelaine ä St.
Petersbourg 1744 — 1904. Petersbourg.

Industrie seinem Lande zu nützen. Er schickte
russische Arbeiter ins Ausland und ließ fremde
Künstler kommen, um die Porzellanfabrikation
in Rußland einzuführen. Ein „Collegium der
Fabriken", das 1723 gegründet wurde, sicherte
dem ein kaiserliches Privileg zu, der eine
Porzellanfabrik gründen würde. Die Töpfererde
von Gjel sollte das Material liefern. Der
Lieferant der Kaiserin, Grebentchikow, erhielt
das Privileg. Doch erst nach Aufhebung
eines Ukas, der den Ankauf von Ländereien
verbot, konnte die Fabrik des Grebentchikow
in Moskau ■— die erste ihrer Art also in Rußland
— gedeihen. 1747 konnte dem Kaiser
eine ziemlich gelungene „echt russische Porzellantasse
" gesandt werden. Im gleichen Jahre
wurden auf Befehl der Kaiserin in Tsarskoe-
Selo neue Versuche gemacht, nachdem man
durch Bestechung eines Arbeiters der Kaiserlich
chinesischen Porzellanmanufaktur ein besonderes
Geheimnis erkauft zu haben glaubte,
doch fanden sie keinen Beifall. Der Grund
wurde im Material oder in falscher Belehrung
gesucht.

Nicht erfreulicher waren zunächst andere
Versuche, die Porzellanfabrikation in Rußland
heimisch zu machen. 1744 wurde in Stockholm
Christoph Konrad Hunger unter sehr teuren
Bedingungen für den kaiserlichen Hof verpflichtet
, eine Manufaktur in Rußland einzurichten
. Hunger war jedoch ein Abenteurer,
und mehr als 10 000 Rubel wurden ihm fast
umsonst ausgezahlt. Im Herbst 1746 hatte
Hunger noch kein einziges Werk produziert;
1748 wurde er heimgeschickt.

Die Versuche in den ersten vier Jahren
waren also völlig mißglückt.

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