Augustinermuseum Freiburg i. Br., [ohne Signatur]
Die Kunst: Monatshefte für freie und angewandte Kunst
München, 18. Band.1908
Seite: 319
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/die_kunst_18_1908/0349
-^^> DIE KAISERLICHE RUSSISCHE PORZELLANMANUFAKTUR <^^~

1747 wurde Winogradow Direktor der
Manufaktur. Er mußte selbst durch Versuche
feststellen, welches Material am geeignetsten
sei. Sein Porzellan hatte zunächst einen bläulichen
Ton und war ziemlich durchsichtig.
1748 wurde ein großer Ofen gebaut. — Die
Versuche gelangen, und der Kaiserin konnte
bereits 1751 eine Tabatiere vorgelegt werden,
was zur Folge hatte, daß der ganze Hof sich
Porzellan-Tabatieren hier bestellte. Leider
wurde durch Winogradows Trunksucht die
weitere rasche Entwicklung der Kaiserlichen
Fabrik gehemmt. Immerhin gedieh die Fabrik
allmählich weiter. Winogradows Rat, junge
Leute als Lehrlinge für diese Aufgabe heranzuziehen
, erwies sich für die Folge als höchst
zweckmäßig; was für uns heute gerade merkenswert
ist. Auch seine Bemühungen, eine gute
Erde zu finden, waren bedeutungsvoll.

Er fand in der sumpfigen Umgebung Gjels
acht verschiedene Erden. Von diesen wählte
er eine „schwarze", die, getrocknet, hellgrau
und beim Brennen völlig weiß wurde. Diese
Erde selbst hatte keinen Schwefelgehalt, aber
die Schichten, die sie umgab, waren mit
einer Erde vermischt, die viel eisenhaltigen
Schwefel enthielt.

Es war Winogradow von einem Chinafahrer
mitgeteilt worden, daß in China Paste
und Glasur ganz allein aus Töpfererde und
Stein hergestellt werde, aber er konnte nicht
nach diesen Angaben arbeiten, da er nicht
ein Material zur Hand hatte wie das chinesische
Kaolin oder pe-tun-tze. Winogradow
setzte seinen Pasten nur Kiesel, Alabaster,
Quarz und Feldspat aus Granit zu. — Nach
und nach kam Winogradow zu einer Zusammensetzung
von acht Erde, acht Quarz,
ein Alabaster. Seine Masse glich also vielmehr
der chinesischer und japanischer Porzellane
als der von Sevres oder von Meißen.
Die Glasur bestand aus Ton, Quarz und Kreide.

Ihre Dicke wurde auf zwei Papierblattstärken
festgesetzt. Die Porzellane wurden vor dem
Brennen in Kassetten in den Ofen gesetzt.
Viel Schwierigkeiten machte die Beschaffung
geeigneter Farben. Verwendet wurden: Kobalt,
Gold, Purpur, Schwarz, Rot, Gelb, Grün und
Braun.

Der Geschmack wurde natürlich durch den
westeuropäischen bestimmt. Man folgte der
bereits in Frankreich eingetretenen Moderne,
die vom Reichtum des Rokoko nichts mehr
wissen wollte. Tabatieren in Form versiegelter
Briefumschläge waren ein besonders beliebter
Fabrikationsgegenstand seit 1753. Blumen und
Girlanden in Flachrelief zierten bald die Tassen,
und 1752 werden zum ersten Male Statuetten
in den Dokumenten erwähnt.

Eine neue Epoche begann für die Manufaktur
mit einem Besuche der Kaiserin Katharina
II. imjuli 1763. 104 Beamte und Arbeiter
gehörten zur „Manufaktur", die seit 1765 mit
15000 Rubeln jährlich unterstützt wurde.
Joseph Regensburg wurde aus Wien berufen
. Als Bildhauer wurde Karlowsky von
Meißen angestellt, der allerdings bald durch
russische Künstler ersetzt wurde. Tchepotiew
aber, der neue Leiter, machte sich besonders
verdient, indem er eine Schule von jungen
Arbeitern begründete. Weittragende Reformen
wurden auch von seinem Nachfolger Fürst
Wiazemsky seit 1773 eingeführt.

Der Bildhauer J. S. Rachette wurde 1779
engagiert und war der Fabrik lange Jahre von
größtem Nutzen. Die Miniaturmaler dieser
Epoche waren Russen, wie Zakharow, Wassi-
liew, KoMAROWu.a. Die Produktion wuchs
außerordentlich; im Jahre 1794 wurde für
etwa 60000 Rubel verkauft.

Trotzdem war das finanzielle Ergebnis nicht
günstig zu nennen. Die russische Keramik
konnte zwar keine Konkurrenz machen, nur
der chinesische Import litt unter der Aus-

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