Augustinermuseum Freiburg i. Br., [ohne Signatur]
Die Kunst: Monatshefte für freie und angewandte Kunst
München, 18. Band.1908
Seite: 320
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-^35> DIE KAISERLICHE RUSSISCHE PORZELLANMANUFAKTUR <^-s-

Wanderung der Chinesen aus Kiachta. Aber
man gab dem Meißener Porzellan, das billiger
und eleganter war, den Vorzug. Die Zusammensetzung
des Materials glich immer noch mehr
dem chinesischen als dem Meißens, Berlins
und Wiens, obwohl man jetzt die Töpfererde
von Glukow gewählt hatte und Alabaster durch
Feldspat ersetzt worden war.

Sehr wohl scheint die unausgesprochene Art
im Geschmack der Anerkennung der Erzeugnisse
der Kaiserlichen Manufaktur zur Zeit
der Kaiserin Katharina hinderlich gewesen
zu sein. Der Geschmack wurde von Frankreich
gefesselt die Kaiserin wollte ihrem
Porzellan eine echt russische Art geben.
Da für solche Geschmacksversuche Zeit und
Technik nicht reif waren, wurde immerhin
mit einer reizenden Reihe von Statuetten
russischer Volksstämme der Manufaktur ein
ganz eigenes Erzeugnis verschafft
.

Ein Ereignis noch bedeutenderer
Art war die
Herstellung eines Services
mit 973 Teilen für 60 Ku-
verte. Es ist das „Service
mit den Arabesken" vom
Jahre 1784.

Kaiser Paul I. hatte für
Porzellan eine große Vorliebe
und war stolz auf seine
„Manufaktur". Rachette,
der höchst verdienstvolle
Künstler, behielt weiter die
Leitung als Bildhauer, Zak-
harow überwachte das Malerische
. Materielle Erfolge
waren aber trotz technischer

und künstlerischer Fortschritte
nicht eingetreten.
Im Jahre 1801 blieben für
141000 Rubel unverkaufte
Waren zurück. Es war deshalb
ein sehr zweckmäßiger
Gedanke Nikolaus' I., die
Kaiserliche Manufaktursolle
durch Lieferung bester Ware
dem Lande vorbildlich sein
und müsse deshalb vom
Staate unterhalten werden.

Da man mit der Porzellanerde
von Glukow nicht zufrieden
, außerdem ihr Preis
zu hoch war, verwendete man
seit 1836 Erde von Limoges,
wenigstens für kleinere Gegenstände
. — Gebrannt wurde
nun erst (1834) in dreistöckigen
Oefen, nach dem BerlinerModell, das
Seyffert schon unter Alexander I. eingeführt
hatte. Die Hitzegrade in den Etagen waren 160
bezw. 100 bezw. 60. — Der Verlust im Ofen
wurde auch bei großen Vasen geringer. Eine
ständige Ausstellungshalle wurde eingerichtet,
und die Erfolge auf Ausstellungen in Petersburg
(1849), Moskau (1843 und 1853) und
London (1851) bewiesen, daß ein mehr als
hundertjähriges Verfolgen des gleichen Zieles
nicht umsonst war.

Leider fiel auch jetzt — wie schon mehrfach
ein günstiger Erfolg mit einem wenig
günstigen Zustand zusammen. - - Die Technik
der Kaiserlichen Manufaktur hatte sich außerordentlich
entwickelt, aber in ganz Europa war
der künstlerische Geschmack für die Art des
Porzellans gesunken. Der üble Eklektizismus
der Zeit zeitigte ein Gemisch von Modellen

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