Augustinermuseum Freiburg i. Br., [ohne Signatur]
Die Kunst: Monatshefte für freie und angewandte Kunst
München, 18. Band.1908
Seite: 326
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FORMEN-ELEMENTE

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Jeder Stil hat seine besonderen Ausdrucksmittel
, ist der Niederschlag des Geisteslebens
seiner Zeit, und genau so, wie jedes Zeitalter
wieder andere Anschauungen in philosophischer
und religiöser Hinsicht hervorbringt, werden
sich auch die formalen Ausdrucksmittel ändern.
Alle Völker, die über die ersten Stufen der
Kultur hinweg waren, haben auch Kunst getrieben
, und so, wie ihre Kultur etwas Neues,
nur ihnen Eigenes war, entsprach auch ihre
Kunstrichtung nur ihrer Auffassung, d. h. sie
bildeten sich einen Stil.

Es geschieht im Laufe der Welt nichts umsonst.
Ein Stil, wie alles andere auf Erden, entsteht,
blüht eine Zeit lang, trägt vielleicht herrliche
Früchte und — vergeht. Hier ist jedoch die
Kunstgeschichte eine gute Trösterin. Woher
die orientalischen Völker der grauen Vorzeit,
die Lehrmeister der alten Ägypter und Griechen,
ihre Anregungen empfangen haben, ist so wenig
nachgewiesen, als es klar ist, daß die aller-
ältesten Reste, die auf uns gekommen sind,
bereits von einer Jahrtausende alten Kultur

zeugen. Die Menschen
und die Völker
vergehen rascher als
ihre Werke, und jedes
Volk hat noch
seine Spuren auf unserer
Erdrinde hinterlassen
. Andere
Zeiten und andere
Menschen folgen,
schaffen und ringen,
wie die Alten taten.
Unwillkürlich werden
so manche An-

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schauungen von den Vorgängern übernommen,
anfangs unklar, vielleicht sogar unbewußt, das
Neue mischt sich mit dem Alten, bis etwas
Eigenes, Selbständiges allmählich entsteht, und
- die Alten haben nicht umsonst gelebt. Mögen
sich die Zeit und die Menschen entwickeln,
wie sie wollen, die neue Kultur würde sich
unter anderen Voraussetzungen auch anders
entwickelt haben. So baut ein Geschlecht auf
den Trümmern des anderen immer weiter,
jenem Ziele der Vollkommenheit entgegen, das
immer Ideal bleiben wird.

Sind beispielsweise im romanischen Stile die
Einflüsse der Antike nur mehr ganz schwach
zu spüren, so verlieren sie sich in der
Gotik vollständig. Nichtsdestoweniger wäre
der gotische Stil ohne die Antike nicht denkbar
, da das Romanische sich ohne die Einwirkung
des altchristlichen und damit des
römischen und des griechischen
Stiles wohl
ganz anders entwickelt
oder eben überhaupt
nie existiert hätte.

Die treibende Kraft
bei aller Kunst ist die
menschliche Seele, und
die war von jeher und
wird für alle Zeiten
gleich stark und gleich
schwach sein. Daher
finden wir bei allem
Trennenden, was den
Unterschied der Stile
ausmacht, immer und
immerwiedereinigende
Momente. Völker, die schenschmuckkamm

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