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~5-4^> IGNATIUS TASCHNER <^=^
melnde Volkskunst hervorgebracht hat, erlebt
in dem „Heiligen Hies" eine Auferstehung,
deren Glanz und Munterkeit entzückend sind,
und deren Lebenswahrheit bei aller Strenge
des Stils unerschöpflich scheint.
Und weil ihm diese Aufgabe in jeder Weise
gelegen war und recht eigentlich einem innern
Bedürfnis, sich rein auszusprechen, entgegenkam
, ist der „Heilige Hies" auch das beste
aller von ihm illustrierten Bücher geworden.
In den früheren Werken, namentlich dem
1900 gezeichneten überreichen Buchschmuck
zu den Grimmschen Märchen, sowie dem zu
Musäus, „Nymphe des Brunnens" (beide in
der Gerlachschen Jugendbücherei) überwiegt
noch ganz das Illustrative. Erschließt sich hier
- in den Grimmschen Märchen noch stärker —
an den Text an, den er mit einem großen Aufgebot
von Erfindungskraft nach der darstellenden
Seite hin freilich nicht illustriert,
sondern ergänzt. Der Reichtum an Motiven,
die Anschaulichkeit und Keckheit seiner Phantasie
sind hier grenzenlos; von den Erfindungen
eines dieser Büchlein könnte ein normaler
Illustrator beinahe sein Lebenlang zehren.
Aber die Masse des Stoffes überwuchert den
dekorativen Endzweck, dem der Buchschmuck
dienen sollte. Die scharfe realistische Beobachtung
des Details (es steckt viel Modellstudium
fast hinter jeder Zeichnung!) stört
den geschlossenen Eindruck. Im „Heiligen
Hies" ist, bei gesteigerter Naturwahrheit, das
Ziel des Buchschmucks zur Vollkommenheit
gebracht. Text und Bildschmuck stehen frei
AUS „DER HEILIGE HIES"
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