Augustinermuseum Freiburg i. Br., [ohne Signatur]
Die Kunst: Monatshefte für freie und angewandte Kunst
München, 18. Band.1908
Seite: 336
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/die_kunst_18_1908/0366
-s^> IGNATIUS TASCHNER ~(^^-

besitzen.
Brunnen
nicht an
sie sind

Taschners
lehnen sich
Vorbilder an;
Schöpfungen

TURMHAHN (i. modell, nicht ausgeführt)

einer freien und reichen
Phantasie, und das plastische
Element in ihnen
ist, was es sein soll, nur
ein Schmuck des eigentlichen
Baugerüsts. Allerdings
ein Schmuck von
dauerndem und selbständigem
Wert; jedes Büb-
lein oder Tier, jede
Maske, jede Figur hat
ein Eigenleben als Erscheinung
und dient, im
Räume gesehen, doch nur
dem Gesamtwerk.

TURMHAHN (n. modell, ausgeführt)

Dieses wundervolle Verhältnis des Gesamtorganismus
, der sich seine Teile nach seinen
höheren Absichten zubereitet, wenn sie auch
glauben mögen, ihr Sonderdasein für sich zu
führen, gleich den Gliedern der menschlichen
Gesellschaft, offenbart sich deutlich und schön
an einem Versuch, den Taschner zweimal
angestellt hat.

Für den Turm der Gemeindeschule Pappelallee
in Berlin waren vier unter sich gleiche
Hähne zu schaffen. Taschner entwarf einen
prachtvollen krähenden Gockel, strenger stilisiert
und feiner beobachtet als die Durchschnittsgebilde
der Art, aber doch von ihnen
nicht sehr verschieden im Prinzip. Es ergab
sich aber, daß dieser realistische Vogel in der
Höhe überhaupt nicht mehr wirkte. Und nun
bildete der Künstler ihn für seinen Standort
vollkommen um; er betonte beides ausschließlich
, den architektonischen
Schnörkel und
die Hahnenhaf-
tigkeit, denn es
fand sich, daß
beidessichdeck-
te. Der zweite
Entwurf ist für
den Nahestehenden
vergröbert
und ver-
ärmlicht. Aber
an dem mageren
Körper wirken
die zwei Hauptattribute
des
Hahnes, der Federbusch
und
der Kamm, durch

RELIEF VOM PORTAL DER GEMEINDESCHULE PAPPELALLEE IN BERLIN

aus : hoffmann, neubauten der stadt berlin, verlag e. wasmuth a.-g., berlin

ihre Uebertreibung und Primitivität der Form
auf die weiteste Entfernung, und der so unverkennbargezeichnete
Hahn bildet mit seinen
einfachen und geschickt abgewogenen Linien
den wirksamen Abschluß architektonischer
Glieder und erfüllt eine Funktion ähnlich der
der gotischen Kreuzblumen. Nebenbei gesagt
ist diese groteske Stilisierung der Technik
des getriebenen Kupfers meisterlich angepaßt.

Taschner hat viel für Berliner Bauten gearbeitet
; für den Wertheimbau Messels und
insbesondere für Ludwig Hoffmanns städtische
Gebäude; die Irrenanstalt in Buch,
Gemeindeschulen, das Märkische Museum
seien genannt. Hier zeigt sich seine Meisterschaft
in der Tektonisierung der Plastik ohne
Schranken; im Anschluß an das Bauwerk
selbst finden seine Arbeiten die nährende
Kraft, die ihnen Feuer und Größe gibt. Ihm

wachsen die architektonischen
Glieder von
selbst zu Masken
und animalischen
Wesen
aus; der Schlußstein
eines Torbogens
erblüht
zu einerblumen-
gefüllten Vase,

und reizend
setzt unter der
runden Bogen-
wiederholung
darüber ein
Kranz, von
Putten getragen,
das Spiel der
Kräfte und die

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