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arch. leopold bauer-wien
ecke des salons in schlosz geppersdorf
RICHARD WAGNER UND DAS KÜNSTLERTHEATER*)
Da die Neuerungen, welche im Münchener
Künstlertheater verwirklicht werden sollen,
im letzten Grunde sich gegen Anschauungen
richten, die von keinem geringeren als Richard
Wagner in Fluß gebracht und populär gemacht
worden sind, dürfte es jetzt gerade von besonderem
Interesse sein, die Gesichtspunkte
des Bayreuther Meisters in Bezug auf das
Verhältnis der dramatischen zur bildenden
Kunst hier im einzelnen darzulegen.
Was man im neuen Künstlertheater als
wichtigste Reform anstrebt, ist die Neugestaltung
des Bühnenraumes nach rein dramatischen
Gesichtspunkten. Die Dekoration soll nicht
mehr als ein für sich bestehendes Bild die Aufmerksamkeit
des Zuschauers auf sich ziehen,
sondern sie soll zugunsten einer reineren
Wirkung der dramatischen Momente fortan
*) Wir verweisen auch auf das Buch Adolphe
Appias »Die Musik und ihre Inszenierung«. München
1899. F. Bruckmann A.-G.
ihre Realität preisgeben und soll in formaler
Hinsicht nur noch so weit und so stark durchgebildet
werden, als es zur Lokalisierung des
Vorgangs unbedingt erforderlich ist. Indem
so an die Stelle der rohen Naturnachahmung,
die infolge ihrer Deutlichkeit und ihres Viel-
zuviels den dramatischen Vorgang nur beeinträchtigt
, eine Darstellungsweise tritt, die ihre
Formen zwar der Wirklichkeit entlehnt, dieselben
aber durch summarische Behandlung
des äußeren Beiwerks auf ihre wesentlichsten
, charakterisierenden Merkmale reduziert,
entsteht ein Bühnenbild, das den dramatischen
Vorgang aus den beengenden Schranken
der wirklichen Umgebung herauslöst, ihn
frei vor uns hinstellt, so daß er in voller Anschaulichkeit
und lebhafter Licht- und Schattenwirkung
dem Auge des Zuschauers sich
darbietet. Man denke da etwa an ein Rem-
brandtsches Bild, wo die Durcharbeitung der
Form sich auf den Mittelpunkt des Bildes
Dekorative Kunst. XI. 8. Mai 1908.
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