Augustinermuseum Freiburg i. Br., [ohne Signatur]
Die Kunst: Monatshefte für freie und angewandte Kunst
München, 18. Band.1908
Seite: 362
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Hervorratfendes Tafel:
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PLAKAT FÜR DIE WOCHENSCHRIFT „DIE STANDARTE"

PLAKAT

Sinne von Nachahmung der äußeren Gebärde
einer Zeitsprache, sondern in dem Gefühl
, daß in der Form ein Wesentliches ausgeprägt
ist, das über Zeit und Volk steht,
das bedingt ist und doch ohne zeitliche
Andeutung redet. Langsam wird dann wieder
das Gefühl für den Schmuck, für die ornamentale
Schönheit erwachen, und man wird
plötzlich einsehen, daß das Alte eine staunenswerte
Kultur in sich hatte.

Auf der anderen Seite die absoluten Neuschöpfer
, die nichts wissen wollen von vergangenen
Stilen, die in der Abwendung von
dem Bisherigen das Heil sehen und überzeugt
sind, daß die Gegenwart so voll von
neuen Problemen ist, daß nur sie allein in
beständigem Suchen sich allmählich finden
kann. Sie sind die Apostel der Sachlichkeit,
der Zweckmäßigkeit, der Materialsprache.

Sie scheuen sich
nicht, den Dingen
energisch nahe zu
rücken, um ihnen
ihren Wesensausdruck
abzulauschen
. So, in dem
vielfachen Wirrwarr
der Meinungen
, Richtungen
und Strömungen,
schärfen sie ihr kritisches
Vermögen,
bilden sie ihre Intelligenz
aus.

SIGNUM DER „KRITISCHEN BLÄTTER
FÜR DIE GESAMTEN SOZIALWISSENSCH
AFTEN"

Beide aber sind Kinder ihrer Zeit, die sich
in ihren verschieden gearteten Persönlichkeitskomplexen
differenziert. Der Schönheitsucher
(nicht der Nachahmer) wird die
formale Kraft, das Künstlerische betonen.
Der Gegenwartsmensch wird das Materialhafte
betonen. So wird der erste leicht das
Material vergessen und es vergewaltigen,
indem er es zu schmücken meint, und der
andere wird glauben, genug getan zu haben,
wenn er dem Material eine zweckmäßige,
sachliche Prägung gibt. Beide aber streben
im Grunde zu den gleichen Zielen. Ihre
Wege, so verschieden sie sind, werden sich
einmal treffen. Dies wird dann sein, wenn
der Schönheitssucher so viel formale Kraft
in sich aufgesogen hat, daß er dem Stoff
unvoreingenommen entgegentritt, daß er das
Neue daran mit eigenen Augen sieht, andererseits
, wenn der Gegenwartskünstler so heftig
mit dem Stoff gerungen hat, sein Wesen sich
so ganz zu eigen gemacht, daß er ihn ganz
überwunden hat und nun imstande ist, mehr
als das Materialhafte zu geben, Schönheit
aus dem Stofflichen hervorblühen zu lassen.

In diesem Komplex der Zeitströmungen
bedeutet ein Künstler wie Lucian Bernhard
eine Orientierung. Er bringt einen
Typus klar zur Ausprägung, der für die
Gegenwart dokumentarischen Wert hat.

Die beiden vorhin geschilderten Typen sind
Charakterisierungen; sie sind in der Wirklichkeit
schwerlich in der Reinheit anzutreffen
, wie die Erkenntnis sie sieht. Das

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