Augustinermuseum Freiburg i. Br., [ohne Signatur]
Die Kunst: Monatshefte für freie und angewandte Kunst
München, 18. Band.1908
Seite: 364
(PDF, 145 MB)
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Berliner
Afarorte




Plulus

Herausgeber;

Georo'Bernhard

plakat

plakat verein d. plakatfreunde

plakat

lung fragt nicht nach den Beweggründen und
Begleiterscheinungen. Sie nimmt die Tat
und die Zeit wird zeigen, ob Mangel oder
Können der Vater dieses Willens war.

In diesem Verzicht auf alles Ornamental-
Schmückende, in dem Ausmerzen alles
Kleinen, dem Beschränken auf das Wesentliche
, hat Bernhard eine Ausdruckskraft
erreicht, die in der Entschiedenheit des Farbigen
, in der Derbheit des Linearen, in dem
resoluten Prägen des Motivs aus dem Stofflichen
heraus eine Monumentalität besitzt
, die rein aus der Sache auf die einfachste
Weise gewonnen ist. Wir sehen eine
Handschrift, die sich unwillkürlich einprägt.
Sie hat in ihrer resoluten Offenheit ewas von
amerikanischer Kraft, und in der Tat scheinen
die typisch amerikanischen
Plakatkünstler hier Pate gestanden
zu haben. Das ist
vielleicht keine Kunst, wohl
aber ist es echtes Kunstgewerbe
. Bernhard hat dem
Plakat die Zwitterstellung genommen
; es ist ein kunstgewerbliches
Produkt.

Seit einiger Zeit macht sich
bei Bernhard ein Hinneigen
zur Biedermeierei bemerkbar.
Ich sehe das als eine Schwäche,
als eine Konzession an den Zeitgeschmack
an. Es zieht ihn
augenscheinlich das dahin, was
die andere Seite seines We-

signum der „dokumente
des fortschritts"

sens bildet: das Intime. Die Durchsetztheit
der Lebenssphären mit einer sachlich-bürgerlichen
Kultur verführt. Aber man möge
sich doch endlich klar sein, daß die ganze
Biedermeierei ein Theater ist, zu dem Künstler
wie Vogeler und Weiss die Texte geliefert
haben. Dies ist schon eine Kunst
aus zweiter Hand. Wie viel schlimmer, wenn
diese Nachschöpfung nun als Original genommen
und weiter benutzt wird !

Bernhard steht, so markant er auch schon
erscheint, am Anfang seiner Entwicklung.
Wie er seinen Weg weiter geht, ob er die
Versprechungen hält, die er bisher gegeben
hat, oder ob er abbiegt und anderen die
Weiterführung überläßt, wird die Zeit lehren.
Jedenfalls wird es interessant sein, zu verfolgen
, wie die Fähigkeiten dieses
Talents sich andere Gebiete
erobern werden. Die Ansätze
dazu sind da, und Bernhard
verfügt auch über das,
was dem modernen Kunstge-
werbler besonders nottut, damit
er seinen Weg durch den
Wirrwarr der Meinungen finde:
die Intelligenz, die versteht,
das, was ihm schadet, auszuscheiden
, sich nicht verführen
zu lassen, die aber zugleich
wachsam darauf aus ist, alles,
was ihm dienen kann, in seinen
Bereich zu ziehen.

Ernst Schur

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