Augustinermuseum Freiburg i. Br., [ohne Signatur]
Die Kunst: Monatshefte für freie und angewandte Kunst
München, 18. Band.1908
Seite: 370
(PDF, 145 MB)
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ARCHITEKTONISCHE ODER LANDSCHAFTLICHE GARTENGESTALTUNG

verwirklichen ließen. Da müßten Pfirsiche
und Aprikosenspaliere sowie Wein Südsonne
haben. Für Rosen und Sonnenblumen wäre
auch ein sonniger Platz nötig. Bei den Sitzplätzen
müßte ebenfalls die Himmelsrichtung
und die Entfernung vom Hause beachtet werden
. Der große Baum am Hause würde sich
nach dessen Inneneinrichtung zu richten haben,
und so entständen ganz bestimmte Forderungen
, ehe man an die eigentliche Flächeneinteilung
denken könnte. Für diese wären
nun nächst den aufgezählten Bedürfnissen
die notwendigen Verbindungen und Eingänge
maßgebend. Unter Berücksichtigung all dieser
Vorbedingungen wäre nun der Entwurf auszuarbeiten
und zwar so, daß eine reizvolle
architektonische Gliederung den Garten wie
einen Hausraum teilte, allerdings so, daß der
wertvolle Gartenraum so frei und groß wie
möglich wirkte. Der Garten wäre sicherlich

J. P. GROSSMANN « TERRASSENGARTEN • LANDHAUS VON ARCH. RUDOLF KOLBE

zweckmäßig, weil er allen Anforderungen,
die ich an ihn zu stellen hätte, genügte, und
er könnte sicher auch schön sein. Werfen
wir noch einen Blick nach Mannheim!
Warum gefiel der LÄUGER'sche Badgarten
ganz besonders? — Weil man ohne viel Studieren
erkennen mußte, daß er einem konkreten
Zweck dienen sollte und dabei seiner
Aufgabe gerecht wurde.

Je nachdem nun dieser oder jener Wunsch
stärker betont wird, ist er maßgebend für den
Charakter des Gartens und für die Art der
Einteilung. Der Besitzer, welcher den umschlossenen
Gartenraum als Wohnraum wertet
, der Obstliebhaber, dem es auf möglichst
praktische Ausnutzung der Fläche ankommt,
der Prunkliebende, welchem der Garten zur
Repräsentation dient, der Pflanzenfreund, welchem
bestimmte Pflanzengattungen, wie Rosen,
Nelken, Dahlien usw. besonders ans Herz gewachsen
sind, die er auf
Beeten sorgfältig pflegt:
sie alle werden einer regelmäßigen
Einteilung
den Vorzug geben müssen
. Dem botanisch interessierten
Gartenbesitzer
dagegen, der Wert
darauf legt, recht vielerlei
Pflanzen in einzelnen,
möglichst vollkommenen
Exemplaren sein eigen zu
nennen, wird die zwanglose
Anordnung dieser
Gewächse auf einem
Grasstück am liebsten
sein. Er wird in seinem
Garten auch Steinhaufen
brauchen, um die schönsten
aller ausdauernden,
winterharten Pflanzen,
die Alpenpflanzen, ihren
Lebensbedingungen entsprechend
gruppieren zu
können. Er wird auch
ein Quellchen oder einen
Wassertümpel mit buchtigen
Uferrändern nicht
entbehren können, um
Wasser- und Sumpfpflanzen
den passenden Standort
zu bieten, und seinen
Hausgarten also nicht
architektonisch, sondern
zwanglos unregelmäßig,
um nicht zu sagen „landschaftlich
", gestalten.
In jedem Falle sollte

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