Augustinermuseum Freiburg i. Br., [ohne Signatur]
Die Kunst: Monatshefte für freie und angewandte Kunst
München, 18. Band.1908
Seite: 371
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ARCHITEKTONISCHE ODER LANDSCHAFTLICHE GARTENGESTALTUNG

der Garten aber eine Pflegestätte für Pflanzen
sein. Denn auch da, wo er nur als Wohnraum
aufgefaßt wird, sollte er eine Wohnung im Grünen
sein mit all den Reizen, die ungezwungener
Pflanzenwuchs bietet. Und dies ist auch bei
architektonischer Anordnung möglich. Man
sorge nur dafür, daß zur Pflanzenaufnahme geeignete
Flächen vorhanden sind, und daß die
verschiedenen Pflanzenarten an die rechte Stelle
kommen, dann wirken sie im architektonischen
Hausgarten so gut wie im Landschaftsgärtchen.
Man denke an Staudengewächse auf langen,
geraden Beetstreifen vor einer schützenden
Hecke, gibt es etwas Schöneres für den Garten
? Ebenso ist es für eine Gehölzpflanzung
ziemlich gleichgültig, ob sie einen geradlinigen
oder krummlinigen Abschluß hat. Wenn nur
die Fläche groß genug ist, um hohe und niedrige
Bäume und Sträucher drauf gut zu gruppieren
. Nicht die Art der Einteilung, sondern
die gedankenlose Zusammenstellung und
handwerksmäßige Haltung ist es, welche die
Gehölzpflanzung im Garten oft so arm und
dürftig erscheinen läßt. Anstatt z. B. die
Sträucher alljährlich zu beschneiden, lasse
man ihre Zweige malerisch über den Weg

herüberwachsen und beschneide nur dann,
wenn es gilt, sie durch den Schnitt zu größerer
Blütenfülle anzureizen. Auch grabe
man nicht jeden Herbst das Land um, auf dem
die Gehölzgruppen stehen, sondern siedele
darunterSchneeglöckchen, Maiblumen, Hexenkraut
, Lerchensporn, Fingerhut und Farnkräuter
an, dann werden kleine, malerische
Pflanzenbildchen entstehen, wie sie uns in
der Natur ergötzen. Stützmauern lasse man
mit Federröschen und Leinkraut, mit Schwarzdorn
und Wildrosen überwuchern, so werden
besonders am geraden Weg, der die Mauer
begleitet, durch den Kontrast zwischen Kunst
und Natur ungeahnte Reize entstehen.

Wenn ich rückblickend meine Anschauungen
über den Garten am städtischen Wohnhause
zusammenfasse, muß ich bekennen,
daß ich für ihn die architektonische Gestaltung
als die glücklichste Lösung betrachte,
da sie für die beschränkten und festumschlossenen
Räume eines Hausgartens sowohl in
praktischer wie künstlerischer Beziehung die
vollkommenste Einrichtung ermöglicht. Diese
Vollkommenheit wird aber immer gleichermaßen
von der Einteilung des Gartens und

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