Augustinermuseum Freiburg i. Br., [ohne Signatur]
Die Kunst: Monatshefte für freie und angewandte Kunst
München, 18. Band.1908
Seite: 382
(PDF, 145 MB)
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-g-^> DAS HAUS MOLCHOW BEI ALTRUPPIN <^^~

Reinheit, die in dem Wechsel der Ueberschnei-
dungen des Daches, dessen Linien für das
Auge einen wohltuenden Rhythmus ergeben,
sich steigern und ablösen, eine lebhafte Abwechslung
erfährt.

Wie angenehm empfindet das Auge die formale
Steigerung in den Dachformationen, wenn
man das Haus von der linken Vorderecke aus
betrachtet, wo man Vorder- und Seefront zugleich
überblickt. (Vgl. Abb. S. 379.) Wo das
kleine breite Dach des vorgelegten Erkers mit
den gedrungenen Säulen, deren Weiß sich von
dem tiefen Blau der Innenwand abhebt, den
Grundtakt abgibt, der dann immer mächtiger
anschwillt,über denkleinen Seitengiebel bis zum
Vordergiebel kraftvoll aufstürmt, um schließlich
noch in dem seitlich überblickenden Turm
einen monumentalen Abschluß zu erfahren.

gesellius & saarinen - helsingfors

Dieses Gesetz der Steigerung und Bändigung,
der Bereicherung und der Vereinfachung ist
überall beobachtet. Man trete an die entgegengesetzte
Ecke. Dort schrillt eine fabelhaft
kühn und unvermittelt ansetzende Giebellinie
auf, die wieder in dem am Eck angefügten
gerundet hervorspringenden Fenster
einen Auftakt hat, um plötzlich in einem
Knick kurz abzubrechen und in der Ruhe der
lastenden Turmbekrönung seine formale Auflösung
zu erhalten. (Vgl. Abbildung S. 381.)

In dieser Beziehung muß man auch die
Anordnung und Gruppierung der Fenster
beachten. Kein Schmuck sonst an der Fassade.
Ein glattes Weiß. Auf dieser schönruhigen
Fläche aber ergeben die Fenster einen belebenden
Rhythmus. Gleich, ob man die sichere
Anordnung an der Vorderfront, die sich in

gegenseitigem Wechsel der
Fenster, in eckiger und
runder Führung der Linien
, in Vorsprung und
Vertiefung in der allmählichen
Verjüngung nach
oben so wohltuend stei-
gert(vgl. AbbildungS. 378),
oder die Seitenfronten ins
Auge faßt mit ihrer mehr
gesammelten Erscheinung,
die durch Zusammenlegen
von Fenstergruppen wirken
und keine aufwärts
führende Steigerung erstreben
, wie es der niedrigeren
Haltung der Fronten
entspricht, oder die Rückfront
, die wiederum das
Aufgelöste, Großflächige
betont, in der die Fensteröffnungen
wie vereinzelte
Farbflecken wirken, die in
der wechselnden Höhe
eine Folge ergeben, die
die Linie des Giebels
wiederholt — man findet
überall das gleiche Prinzip.
Das Stützende ist ebenso
betont, wie das Auflösende
, das Sammelnde ebenso
wie das Vereinzelnde, und
die Abwechslung wirkt um
so angenehmer, als man
das Bewußte der Gestaltung
fühlt. Das Fenster ist
als Mittel zum Ausdruck
mit hineinbezogen, und
doch stört nie ein Zuviel
haus molchow: Vorraum derGruppierung(auch kein

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