http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/die_kunst_18_1908/0416
~^4^> DAS HAUS MOLCHOW BEI ALTRUPPIN <ö^>
GESELLIUS & SA AR IN EN - HELSINGFORS
HAUS MOLCHOW: FENSTERWAND DER HALLE
Teile des Daches sieht und die Eingangsallee
sich perspektivisch verjüngend einen Durchschnitt
durch den Wald legt, dann begreift
man, daß Natur und Architektur hier in seltener
Harmonie ineinander sich fügen.
Gesellius und Saarinen sind zwei verschiedene
Künstlertemperamente, deren Eigenart
sich leicht erkennen läßt. Das kommt in der
Gestaltung der Zimmer zum Ausdruck. Gesellius
ist die männliche, kraftvolle, Saarinen
mehr die weibliche Begabung. Gesellius steht
ganz auf eigenem Boden. Bei Saarinen merkt
man englischen Einfluß. Beide streben zum
Architektonischen, aber Saarinen liebt mehr
das Elegante, Kulturelle.
Einige Zimmer und besonders die Diele
geben von den dekorativen Tendenzen, die
Gesellius leiten, Zeugnis. Diese Räume erfreuen
durch die ruhige Schönheit der architektonischen
Gliederung. Decke und Wand
stehen in harmonischer undgroßzügiger Wechselwirkung
zu einander. Die Beleuchtungskörper
haben eine eigene, festliche Form.
Schränke und Sitzgelegenheiten sind im Raum
eingefügt. Sehr schön ist die in dunklem
Grün gehaltene Sofaecke in der Diele mit dem
kupfernen Beleuchtungskörper. Einige Masken
am Kamin sind der einzige, plastische Schmuck.
Dem großzügigen Raumeindruck entspricht die
Lichtöffnung der mächtigen Fenster, die den
Ausblick über den ganzen See freigeben. Die
Eingangstüristin ihrer Fläche zerlegt in kleine,
mit Facettenglas gefüllte Vierecke, durch die
dann die Sonne ihre Strahlen, tausendfältig
gebrochen, in den Raum wirft.
In dem anschließenden Bibliothekzimmer
ist durch die architektonische Eingliederung
der Schränke, in der Anfügung eines lauschigen
Erkersitzplatzes eine feine Intimität erzielt
. Die Farbenwirkung ist grau und schwarz.
Das eine Treppe höher liegende Arbeitszimmer
ist ebenfalls streng und ruhig gegliedert
. Der hellbraune Ton des Holzes ist diskret
und doch kräftig. Licht wirken die Fensteröffnungen
. Der Schreibtisch zeigt ovale,
praktische Form. Die Wölbung der Decke
gibt dem kleinen Raum Eigenart der Erscheinung
. Im Halbdunkel einer Ecke an der Treppe
hängt als einzig Malerisches ein dekorativer
386
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/die_kunst_18_1908/0416