Augustinermuseum Freiburg i. Br., [ohne Signatur]
Die Kunst: Monatshefte für freie und angewandte Kunst
München, 18. Band.1908
Seite: 391
(PDF, 145 MB)
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-=s=43ö> DAS HAUS MOLCHOW BEI ALTRUPPIN <^=^

gesellius & saar in en - helsingfors

haus molchow: küche

Wandteppich. Die sachgemäß der Wand angefügten
Regale und Schränkchen haben als
einzigen Schmuck kleine Säulchen ohne jede
Profilierung, die aus übereinander gelegter Birkenrinde
bestehen, die dann durchgeschnitten
ist; die kleinen Flecken in der Rinde ergeben
ein natürliches und reizvolles Muster. Die
Hauptwirkung dieses Raumes beruht in der
Gestaltung der Decke als Gewölbe und der
feinen Farbe der Holzbekleidung.

Saarinens Art kommt am eigensten zum
Ausdruck in dem Schlafzimmer, das in
grauem Ahorn gehalten ist. Auch die Wandbespannung
ist grau, die Decke weiß. Schränke
und Toilettentische sind kastenartig. Die
flächige Schönheit des Holzes, die vornehme
Tönung kommt dadurch besonders zur Erscheinung
und wird noch betont durch ganz
sparsam verteilte,hellere Einlagen und schwarze
Holzumrandung. Ein mattfarbiger Teppich
bedeckt den Boden. Japanische Holzschnitte
passen mit ihren feinen Farben vorzüglich in
diesen Raum, dessen Note weniger Kraft und
Eigenart als Eleganz und Distinktion ist.

Hier, wie in der gleichfalls von Saarinen
entworfenen Küche, die mit ihrem hellen
Erkerausbau, dem Sitzplatz für die Dienstboten,
einen so lichten, freundlichen Eindruck macht,

die in ihren Möbeln zugleich Sachlichkeit und
Schönheit vereint, merkt man den Einfluß
englischer Innenarchitektur. Das Wohnliche,
Intime ist hier mehr betont. Eine Wohnkultur
kommt hier zum Ausdruck. Bei Ge-
sellius spürt man den kraftvoll eigenen Willen.
Saarinen ist das modernere, nervösere Talent,
das Kultureinflüssen der Gegenwart zugänglicher
ist.

Die Innenarchitektur entspricht damit dem
Eindruck der Fassade, in der Form nur dem
Tektonischen folgend, in der Farbe und im
Schmuck nur die Wirkung gestattend, die aus
dem Material kommt. In der Vereinigung
dieser beiden wichtigsten Eigenschaften, in
der strengen Befolgung der formalen Gesetze
stellt sich diese Schöpfung auf einen besonderen
Platz. Sie bringt das Bestreben der
Gegenwart zum Formal-Tektonischen überzeugend
zum Ausdruck.

Uebersieht man die Leistungen der neuen
Baukunst, so kann man leicht die Tendenz
zum Architektonischen und die Tendenz zum
Malerischen feststellen. Letztere überwog oft,
da Maler, Kunstgewerbler mitGlück versuchten,
der Baukunst neue Möglichkeiten zu gewinnen.
Hier nun spricht das Architektonische ausschließlich
in der Gestaltung der Fassade

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