Augustinermuseum Freiburg i. Br., [ohne Signatur]
Die Kunst: Monatshefte für freie und angewandte Kunst
München, 18. Band.1908
Seite: 397
(PDF, 145 MB)
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ARCHITEKTONISCHE ODER LANDSCHAFTLICHE GARTENGESTALTUNG

konventionellen Parkart sprechen, welche im
wesentlichen dem von mir als konventionell
bezeichneten Villengarten entspricht. Sie ist
durch folgende Eigenschaften bestimmt: landschaftlich
unregelmäßige Anordnung der nicht
sehr umfangreichenGehölzmassen und der mehr
oder weniger welligen, kurzgeschorenen Grasflächen
; krummlinigeWegeführung,welche Ausblicke
über die kulissenartig von Gehölz eingeschlossenen
Grasbahnen bietet; ein Weiher mit
buchtigen Ufern, deren Vorsprünge mit Baum
und Strauch malerisch bepflanzt sind, während
in den Buchten schlanke, glatte Rasenkanten
die Uferlinie bezeichnen, nur hie und da durch
einen Trupp Uferpflanzen unterbrochen; Wasserfälle
aus Tuffstein, möglichst an höchster
Stelle entspringend; Blumen entweder beetweise
in der Parkanlage verteilt oder zu sogenannten
Blumenparterres vereinigt, d. h. in
größerer Menge in zahlreichen Beeten zusammengestellt
, so daß sie eine Art architektonisch
gegliederten Blumengarten bilden,
dem jedoch vielfach die Umschließung fehlt.
Oft sind auch noch andere architektonisch behandelte
Gartenteile in die unregelmäßige Anlage
eingebettet, besonders Rosengärten, Spielplatzanlagen
und Restaurationsplätze; auch der
Haupteingang ist meist architektonisch gestaltet
.

Es gilt hier dasselbe, was ich von dieser
Art Villengärten ausgeführt habe. Ich will
dieser Parkart die Berechtigung nicht absprechen
, wobei ich selbstverständlich alle
Zerrbilder ausschließe. Aber es gibt noch
andere Lösungen der Parkfrage. Je mehr sich
die Städte vergrößern, und je intensiver die
ringsum liegenden Geländeflächen bebaut
werden, um so seltener wird für den Städter
der Anblick natürlicher Vegetationsgemeinschaft
. Wie das Auge des Kulturpioniers sich
labt an wogenden Feldern und üppigen Nutzpflanzungen
, als den sichtbaren Beweisen für
das Fortschreiten der Kultur in die Unkultur,
so geht umgekehrt dem in einer fortgeschrittenen
Kultur aufgewachsenen Städter das Herz
auf bei dem Anblick malerischer, unberührter
Natur. Um aber viele Menschen aufnehmen
zu können ohne ihre natürlichen Schönheiten
zu verlieren, bedarf eine derartige Naturoase
der Aufschließung durch viele mehr oder minder
breite Wege und der Einrichtung größerer
Plätze, wodurch der Eindruck unberührter Naturzerstört
wird. Man wirdsich daraufbeschrän-
ken müssen, die Vegetation im Sinne einer üppigen
Wildnis zu gestalten,im großen und kleinen
Naturmotive zu verwerten, ja selbst die Schönheiten
zu zeigen, die im Absterben der Pflanzenwelt
liegen, kurzum hinsichtlich der Pflanzun-

JOHANN VIERTHALER-MÜNCHEN «BRONZE: BACCHANTIN

gen eine urwüchsige Tonart anzuschlagen. Statt
Rasen die blumige Wiese, auch einmal Heide;
am Gewässer die reiche heimische, Feuchtigkeit
liebende Kräutervegetation im bunten
Durcheinander, auch im abgestorbenen Zustand
im Winter; am Teichrand Schilf und
andere Sumpfpflanzen, welche die Uferlinie verwischen
, die Pflanzungen an unsere heimischen
Wälder erinnernd und durch die dort uns so
gefallenden Fingerhüte, Weidenröschen usw.
verziert; sonnige Abhänge voller Wildrosen
oder von Blumen in ungezählter Menge, wie
wir sie an den Hängen des Hochgebirges im
Frühsommer antreffen; Wegelinien, mehr
in gebrochenen als in schlank gekrümmten
Linien ohne ängstlich bezeichnete Kanten;
Wasserläufe an natürlicher Stelle, auch da
wo sie als Fall steiles Gelände durchbrechen.

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