Augustinermuseum Freiburg i. Br., [ohne Signatur]
Die Kunst: Monatshefte für freie und angewandte Kunst
München, 18. Band.1908
Seite: 398
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ARCHITEKTONISCHE ODER LANDSCHAFTLICHE GARTENGESTALTUNG

GETRIEBENE MESSING PLATTEN « NACH ZEICHNUNGEN JOHANN VIERTHALERS AUSGEF. VON SEINEN SCHÜLERN

Ein Versuch dieser Art hat mir gezeigt,
daß eine solche Anlage möglich ist, und daß
sie ungeahnte Reize in sich birgt, welche
auch von dem größeren Teile der Bevölkerung
empfunden werden. Freilich heißt es hier
ganz besonders, sich vor Geschmacklosigkeit
und alberner Spielerei hüten. Man suche die
malerischen Effekte durch die Pflanzen und
ihre Zusammenstellung zu erreichen. Alle
nötigen Kultur-Gegenstände,
wie Brücken, Tore, Geländer,
Bänke, Gebäude, stelle man
aber in einfacher, zweckmäßiger
Weise her und verfalle
ja nicht darauf, durch
künstlichen Verfall oder einen
Hang zum Urwüchsigen bei
diesen Kulturwerken eine erhöhte
Romantik erzielen zu
wollen. Die Zeit der Knüppelbrücke
im Park sollte vorüber
sein, noch viel mehr
aber die der Eisenbrücken,
welche Naturknüppel nachahmen
.

Während nun dieser Parktypus
ein engeres Anlehnen
an die Natur bedeutet, als
wir es in dem konventionellen
Park antreffen, gibt es noch
eine dritte Art, die fast ganz
auf die natürliche Pflanzengemeinschaft
verzichtet und
nichts weniger als naturwahr
wirken will, den architektonisch
gestalteten Volkspark.

Wer einmal an einem schönen
Sommersonntag den Park
von Versailles besucht und
dort die Tausende von erholungsbedürftigen
Parisern
gesehen hat, die in den langen
Alleen lustwandeln, auf
den großen Rasenflächen la-

JOHANN VIERTHALER « « BRONZE

gern, in den einzelnen Salons, d. h. den abgeschlossenen
Gartenteilen, Ruhe suchen
oder sich an dem Spiel der Wasserwerke ergötzen
, dem muß die Anschauung sich aufdrängen
, daß dieser riesige Architekturpark
ebensogut zum Volkspark sich eigne, wie er
früher dem Sonnenkönig und seiner Hofgesellschaft
gedient hat. Der prächtige, durch seine
Höhenunterschiede interessante Garten am
Schloß Belvedere, der Park
von Schönbrunn mit seinen
hohen Heckenwänden, ja
selbst der etwas nüchterne
Augarten in Wien lassen uns,
wenn wir sie stark besucht
sehen, denselben Gedanken
empfinden. Die geraden, breiten
Wege, welche hie und da
sternartig sich treffen, eignen
sie sich nicht vorzüglich
zur Aufnahme großer Menschenmassen
? Die großen
Grasparterre, wie das Bowling
Green im Kasseler Auepark
, sind sie nicht geradezu
die geschaffenen Volkswiesen
? Die einzelnen Gärt-
chen, welche als Blumengärten
, Rosengärten, Spielplätze
usw. in die Waldmassen
eingebettet sind, und
welche auch in den bei uns
üblichen Volksparks zum eisernen
Bestand gehören, fügen
sie sich in die architektonischen
Gärten nicht viel
besser ein, als in die erstgenannten
?

Also auch für diese gartenkünstlerische
Aufgabe kann
die architektonische Gartengestaltung
mit herangezogen
werden. Daß ich dabei nicht
ans Kopieren der Barock-

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