Augustinermuseum Freiburg i. Br., [ohne Signatur]
Die Kunst: Monatshefte für freie und angewandte Kunst
München, 18. Band.1908
Seite: 401
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RUDOLF SCHIESTL-MÜNCHEN

EXLIBRIS CARL HAENERT

RUDOLF SCHIESTL, PROBEN SEINER KLEINKUNST

Ein ganz Eigener ist das, Rudolf Schiestl,
der dritte im Bunde mit seinen Brüdern.
Ihr Name hat guten Klang: Matthäus als
Maler, der in letzter Zeit durch seine großen
Bilder für die Marienkirche in Kaiserslautern
von sich reden machte, dann Heinrich, Bildhauer
in Würzburg, der in dem neuerbauten
dortigen Gotteshause die edlen polychromen
Kreuzwegtafeln schuf, und endlich der jüngste,
Rudolf, aus dessen Mappe wir hier einige
Erzeugnisse des Buchschmuckes, überhaupt
der Kleinkunst, vorführen wollen. Seine Arbeiten
tragen, wie auch die seines Bruders
Matthäus, ein eigenes Gepräge, die dem
Beschauer sofort auch den Namen verraten.
Hier sind es hauptsächlich graphische Darbietungen
, also nicht Gemaltes, aus denen
aber immerhin, trotz der Kleinheit, seine
Sicherheit im Strich und seine markige Art
in der Auffassung genügend hervortreten
dürfte. Man gewinnt auf den ersten Blick
die Anschauung: der Mann hat zeichnen gelernt
und versteht die Regeln über Ausnützung
des Raumes zu handhaben. Ein Grundsatz
von ihm ist der, an seinen Darstellungen solle
nichts gerüttelt werden können, alles müsse
sitzen! Die alten Meister, Dürer usw., waren
sein Vorbild. Und seine Hand, die zuerst
sich im Holzschneiden geübt, hat etwas von
dieser harten, derben, aber auch gesunden

und ehrlichen Art des Holzschneidens beibehalten
. Die wenigen Monate akademischer
Fortbildung vermochten sie nur wenig zu
beeinflussen. Man muß an den derbfrischen,
meist ländlichen, oft mittelalterlichen Figuren
und Volkstypen seine helle Freude haben,
wenn sie in ihrer ungeschminkten Natürlichkeit
und charakteristischen Sonderart uns in
seinen Bildern gegenübertreten. Obwohl er
Tiroler Blut — sein Vater stammt aus dem
Zillertal — in den Adern hat, so läßt er doch
vor allem das fränkische Element — sein
Geburtsort und seine Jugendheimat war Würzburg
— in unverkennbarer Weise hervortreten.
Seine Anhänglichkeit namentlich an das Altfränkische
äußert sich ebenso in Wort und
Gehaben als in der Kunst. Und seine Bauern
sind — man darf sagen — einzig. Also
„Heimat, dir mein Lied!" Hier sind die Wurzeln
seiner Kraft. Dies Wort gilt in erster
Linie von dem bescheidenen, originellen Künstler
, der jedem äußeren Scheine abhold ist.
Schon als junger, erst in seine eigentliche
Laufbahn eintretender Kunstbeflissener wurde
ein Bild von ihm mit dem ersten Preise ausgezeichnet
. Indessen ist der in fast jeder
Technik bewanderte Künstler durch recht bemerkenswerte
originale Schöpfungen, namentlich
mit Darstellungen aus dem Landleben,
auch in weiteren Kreisen bekannt geworden.

Dekorative Kunst. XI. 9. Juni 1908.

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