http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/die_kunst_18_1908/0448
-S3=4^> ALBERT REIMANNS SCHÜLERWERKSTÄTTEN IN BERLIN
albert reim ann-berlin
silberner tafelaufsatz mit geschnitzten elfenbein-einlagen
Hier schließt sich dann drittens der weitere Ausbildungsgang
an, der das Wichtigste darstellt: die
Arbeit im Material. Hier empfängt der Schüler die
nachhaltigen Lehren, die er um so weniger vergißt,
als er sie sich gewissermaßen selbst erobert. Gegenstand
, Zweck, Material lernt er bedenken und erwägt
auch im Hinblick darauf den etwa in Aussicht
genommenen Schmuck.
Gerade solche Kräfte, die die Hauptaufgabe einer
künstlerischen Pädagogik nicht im Predigen nachzuahmender
Vorbilder, sondern in dem Ziel sehen,
die Phantasie des einzelnen lebendig zu machen,
daß sie im Material denke, in ihm schöpferisch umbildend
tätig werde, tun uns not. Erziehung ist
nicht mehr Zwang, sondern ein Wecken von etwas,
das im Grunde eines jeden als eines fühlenden,
wollenden Zentrums von Empfindungen schlummert.
In diesem Sinne zieht Albert Reimann, dessen
eigene Begabung im wesentlichen auf dem Gebiet
der Kleinplastik liegt, alle Techniken, die für das
Kunstgewerbe in Betracht kommen, in den Bereich
des Unterrichts. Holz, Metall, Elfenbein, Stein. Ton
und Glas werden bearbeitet. Buchschmuck, Stickerei
, Malerei werden gepflegt. Atelier-Unterricht und
Werkstatt-Unterricht wechseln ab. Als Abschluß ist
das Meister-Atelier gedacht, in das die Schüler und
Schülerinnen nach dreijähriger Ausbildungszeit aufgenommen
werden können, um hier selbständig
eigene Arbeiten und Aufträge auszuführen.
Ein weiteres Moment kommt hier in Betracht.
Der Dilettantismus wird in nützliche Bahnen gelenkt
, wo er kulturfördernd wirken kann. Es schadet
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