Augustinermuseum Freiburg i. Br., [ohne Signatur]
Die Kunst: Monatshefte für freie und angewandte Kunst
München, 18. Band.1908
Seite: 419
(PDF, 145 MB)
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TEEKANNE MIT STÄNDER (OXIDIERTES MESSING)«ENTW.
UND AUSF.: E. EHRENBÖCK& L. VIERTHALER, MÜNCHEN

nicht, wenn Dilettantenkreise herangezogen werden.
Was Lichtwark z. B. mit Dilettanten leistete, ist erstaunlich
genug. Und wenn damit weiter nichts erreicht
wird, als daß dem Publikum auf diese Weise
die Augen für organische, zweckmäßige Schönheit
geöffnet werden, so ist das schon ein Fortschritt.
Es wird lernen Qualitätsansprüche zu stellen, und
vielleicht verschwinden dann die geschmacklose
Bazarware, die schlimmen Luxusgegenstände aus
den Schaufenstern der Geschäfte. Es wird durch
diese Erziehung die Möglichkeit einer Auswahl in
den Dingen angebahnt, die allmählich stilbildend
wirken kann und die jedenfalls der ehrlichen Arbeit
des Künstlers entgegenkommt. Und wenn es möglich
erscheint, daß der Dilettant der Zukunft lernt,
einen Gebrauchsgegenstand, sei er noch so einfach,
zweckmäßig und sachlich anzufertigen, so scheint
damit für die Verbreitung des Verständnisses der
modernen Ideen im Kunstgewerbe ein wichtiger
Dienst geleistet zu sein. In dieser Tatsache spräche
sich dann ein Wandel des Geschmacks aus, der ein
Fortschreiten zu gesunder Kultur gewährleistet.

Gewissermaßen als Erweiterung und als Beleg hat
der Leiter auch einer anderen Idee zur Verwirklichung
geholfen. Er hat Kinderkurse ins Leben gerufen.
Es soll damit nicht einer Modetorheit Vorschub geleistet
werden. Aber es ist interessant, wie diese
unverbildeten Kräfte arbeiten. Es wird ihnen Freiheit
gelassen. Es wird ihnen Plastilina in die Hand
gegeben, und dann legen sie los. Der eine macht
nur Tiere, der andere betätigt sich architektonisch,
baut Häuser und Villen, wieder andere kneten Akte;
alles ohne Zwang, ohne direkte Anleitung, nur als
Aeußerung des Spieltriebs, der ursprünglich formenden
Phantasie, in jenem neuen Sinne, in dem der
moderne Zeichenunterricht reformiert wurde. Es
wird nicht kopiert, sondern frei geschaffen. Und
die Proben, die hier vorliegen, geben interessante
Belege zu der Ursprünglichkeit der künstlerischen
Tendenzen im Kinde, die späterhin durch die Erziehung
verbildet, erstickt werden.

Auch hierin liegt ein wichtiger Beitrag zur Begründung
einer neuen künstlerischen Kultur, die
ebensosehr auf die Schaffenskraft tüchtiger Künstler
, wie auf die rechte Aufnahmefähigkeit und Freudigkeit
eines in künstlerischen Geschmacksdingen
reifen Publikums angewiesen ist. Ernst Schur

NEUE BÜCHER

» Altbergische Häuser in Bild und Wort«
mit 20 Lichtdrucktafeln und 90 Textabbildungen nach
Originalaufnahmen von Wilhelm Fülle und einem
Originalholzschnitt von Meinhard Jacoby. Text
von Otto Schell. Einleitung von Heinrich
Wieynk. 1907. Herausgegeben und verlegt von
Wilhelm Fülle, Barmen. Preis 20 M.

Unter den neuzeitlichen, der Kunst zugewandten
Bestrebungen haben die Reformen, die dem Wohnhausbau
und der Wohnungskultur gelten, durch die
Wandlungen und Gesinnungsänderungen, die sie mit
sich brachten, eine in ihren Folgen wichtige Bedeutung
gehabt. Das mählich erstarkende Bewußtsein,
daß das Heim als vornehmster Ausdruck der Persönlichkeit
zu gelten habe, und die Neugestaltung
des Eigenhauses erweckte das Interesse für die Arbeiten
der Vorfahren, soweit sie ähnliche Ziele verfolgten
und gleichen Absichten dienten. Es erschienen
zahlreiche Publikationen, die sich mit Gestalt und
Geschichte des bürgerlichen Wohnhauses beschäftigten
. Indessen im wesentlichen Gegensatz zu den
bisher üblichen Stilprachtwerken wurde hier weniger
der stilistischen Einzelform nachgespürt als vielmehr
das Haus in seiner Gesamtheit dargestellt als logische
Folge derGrundrißanordnung; derStellungim Straßenbild
, dem Verhältnis zur Umgebung wurde besondere
Aufmerksamkeit gewidmet. Eine mustergültige
Publikation dieser Art ist das vorliegende Werk über
das altbergische Haus, von Schell, Wieynk und
Fülle bearbeitet und herausgegeben. Hier wird ein

ALB. REIMANN « SCHMIEDEEISERNE RAUCHTISCHE

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